Thursday, September 12, 2024

WILLEHALM INSTITUTE NACHRICHTEN NR. 5 VOM 12. SEPTEMBER 2024 IM ZUSAMMENANG MIT DER WIDAR- UND MICHAEL-TAGUNG IN DORNACH


Willehalm Institut Nachrichten

Nr. 5, den 12. September 2024 

Redaktion und Herausgeber: Robert Jan Kelder
Willehalm Institut für Anthroposophie als Gralsforschung, Königliche Kunst und Sozialorganik
Kerkstraat 386A, NL-1017 JB Amsterdam:Tel. +31 (0)6-23559564:E-Mail: willehalm@.gmail.com;


Widar, Are Thoresen und das neue Hellsehen


„Als was soll sich dann der Mensch sehen? […]
Er soll sich zum Sohne des Odins machen;
er soll in den Kampf eintreten,
und zwar bald in diesen Kampf eintreten.“

(Rudolf Steiner: „Die Mission einzelner Volksseelen in Zusammenhang.
mit der Germanisch-Nordischen Mythologie“ 9. Vortrag, Oslo, 1910)

“We Are Soldiers of the Good!”

(Are Thoresen in seinem bisjetzt noch nicht auf Deutsch erschienenen Buch
“Meeting Michael – Further Communications from Spirit Worlds” auf S. 50)

* * *

WIN – 1: Erschien in Mai 2002 unter dem Titel „Von Chastel Marveil nach Munsalvaesche/ Kosmopolitische Burgenwanderung von Istein über Basel nach Dornach/Arlesheim – Neugründung der Eremos-Gesellschaft für Gralsforschung“ (siehe: www.willehalm.nl unter der Rubrik „Archief“).
WIN – 2: Erschien Ende Dezember 2002 als „Schauplatz Goetheanum“ unter dem Titel: „Die Kardeiz Sage und das Kaspar Hauser-Schicksal der Anthroposophischen Gesellschaft: Wird die Weihnachtstagung / Mitglieder-Versammlung 2002 das verduftende Wesen Anthroposophia auf die Erde zurückrufen können?“ (siehe: www.willehalm.nl unter der Rubrik „Archief“).
WIN – 3: Im Willehalm Institut Archiv verschollen.
WIN – 4: Diese kosmopolitische Ausgabe erschien 2007 auch als Schauplatz Goetheanum unter dem Titel „GENAU AM SELBEN ORT - Zur Menschheitsrepräsentantentagung am Goetheanum vom 1.- 4. Februar 2007“, mit Artikel wie „Aufruf zur Verwirklichung der Sozialorganik“; „Anliegen und Antrag zum Menschheitsrepräsentanten am Goetheanum“ und „The September 11 Disaster and the Kardeiz Saga“.
WIN – 5: Erscheint nun als eine Sondernummer im Zusammenhang mit der vom Willehalm Institut organisierten, vom 17. bis 21.September in Dornach stattfindenden Widar- und Michael-Tagung mit Are Thoresen (https://willehalm-stiftung.blogspot.com/2024/08/widar-are-thoresen-und-das-neue.html ). Auf diesem Blog ist auch die 4. und diese 5. WIN-Ausgabe zu lesen mit den zugehörigen Links, und eine Kurzbiographie und Bibliographie von dem Boten aus Norwegen. Zudem enthält sie eine erste Replik zum Kommentar vom Redaktor des „Ein Nachrichtenblatt“ Nr. 18 vom 8. September 2024 Roland Tüscher über das Werk von Are Thoresen.
WIN – 6: Wird ein Bericht enthalten über die Widar- und Michael-Tagung und dessen vorgesehen, internen, Programm: Ein Besuch am 22. September an die von Werner Greub und Kurt Jauch aus dem Parzival von Wolfram von Eschenbach exakt lokalisierte Dreiblutstropfen- und Tafelrundeplätze im Lager vom König Artus am Ufer der Birs in Dornach/Arlesheim, an die Klingsor-Burg Schastel marveil auf dem Isteiner Klotz und an die Gralsburg Munsalvaesche auf dem Hornikopf im Osten der Arlesheimer Ermitage


1. Einführung 

Gegen Ende August gab es eine kleine, online Tafelrunde- Diskussion zwischen dem Redaktor des „Ein Nachrichtenblatt“ (ENB) Roland Tüscher, dem Therapeuten, Redner und Schriftsteller aus Norwegen Are Thoresen und dem Schreiber dieser Zeilen als Organisator der vom 17. bis 21. September in Dornach stattfindenden „Widar- und Michael-Tagung“ mit Thoresen. Bei der Diskussion wurde vereinbart, dass das ENB ein Inserat des Willehalm Instituts in der September-Ausgabe für die Tagung publizieren wird gleichzeitig mit einem Kommentar von dessen Redaktor im Sinne der Vorträge Rudolf Steiners vom 13. November, 1909 „Über das rechte Verhältnis zur Anthroposophie“ (GA 117) und dem 8. Vortrag vom 27. März 1915 aus „Wege der geistigen Erkenntnis und der Erneuerung künstlerischer Weltanschauung“ (GA 161). Das Zitat aus diesem 8. Vortrag lautet: "Dieses Verständnis der Geisteswissenschaft muß vorangehen dem eigentlichen Schauen. Auch hier ist es so, daß man sagen kann: es ist der umgekehrte Weg von dem der richtige, der in der physisch-sinnlichen Welt der richtige ist. In der physisch-sinnlichen Welt haben wir zuerst die richtigen Anschauungen, dann gehen wir zum gedanklichen Betrachten über; wir bilden uns die wissenschaftlichen Urteile hinterher. Beim Aufsteigen in die geistige Welt ist es umgekehrt. Da müssen wir zuerst die Begriffe und Vorstellungen entwickeln, müssen uns anstrengen, um uns objektiv in die Geisteswissenschaft einzuleben; sonst können wir niemals sicher sein, daß irgendwelche Beobachtung in der geistigen Welt von uns im richtigen Sinne gedeutet wird. Da muß die Wissenschaft eben dem Schauen vorangehen. Und das ist es, was vielen so unendlich unbequem ist: daß sie die Geisteswissenschaft studieren sollen. Das nehmen viele als unbegreifliche Zumutung hin. Denn sie streben danach, Anschauungen zu haben in der geistigen Welt. Gewiß, die kann man relativ leicht haben; aber sie richtig zu deuten, dazu gehört, daß man wirklich objektiv, selbstlos sich in die Geisteswissenschaft einläßt, sich mit ihr durchdringt.“

Da nun dieser Kommentar aus Interesse für die Frage an Are Thoresen, „Was ist dein Erkenntnisweg, BEVOR du das gleiche Objekt/Wesen in der elementaren Welt siehst?“ gleichzeitig mit dem Inserat am 8. September erschienen ist, und, nehme ich an, als eine Art Urteilsgrundlage gemeint ist für die Tagung mit Are Thoresen bzw. dessen Werk, habe ich dem ENB-Redaktor zunächst gefragt, im Sinne von Wort und Gegenwort, mindestens die zwei ersten von den drei Stellungnamen meines Kurzkommentars, mit einem Link zu dessen Begründung, in diesem Aufsatz zu publizieren. Nach einigen Überlegungen habe ich die drei Stellungnamen[1] zu einem Text reduziert und zugleich etwas erweitert, der nun folgt:


II. Mein Kurzkommentar aus „Ein
Nachrichtenblatt“ Nr. 18 vom 8. September

Der Kommentar von ENB-Redaktor Roland Tüscher stützt sich auf zwei Vorträge von Rudolf Steiner aus GA 117 und GA 161, die alle aus dem ersten 7-jährigen Vortragszyklus von Rudolf Steiner stammen, und das alte, atavistische Hellsehen und nicht das neue, selbstbewusste Hellsehen behandeln.[2] Dies behandelt Rudolf Steiner, soweit mir bekannt, fast ausschließlich am Anfang seines, von 1910 bis etwa 1917 dauernden zweiten Vortragszyklus und zwar in dem Zyklus von elf Vorträgen „Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhange mit der germanisch-nordischen Mythologie“, gehalten in Kristiania (Oslo) im Juni 1910 (GA 121). Es ist dieses durch Widar und Baldur eingeführte neue Hellsehen, das zugleich ein Hellfühlen und Hellhören ist, das der Bote aus Norwegen Are Thoresen, wie er auf meine Frage ausdrücklich bestätigt hat, betätigt.

Nun sind die zwei obengenannten Vorträge selbstverständlich zeitbedingt in dem Sinne, dass sie sich nicht direkt und konkret auf neue Entwicklungen beziehen können, die in der geistigen Welt erst seit der Zeit Rudolf Steiners eingetreten sind, wie z. B., nach Thoresen, die Vererbung durch Widar auf Michaels Platz als Erzengel und die vollständige Öffnung der drei Bereiche der elementarischen Welt. Deswegen ist die Maxime Rudolf Steiners aus seinem ersten Vortragzyklus von 1902 bis 1909 „Erst Erkennen, dann Hellsehen“ nicht anwendbar auf das Werk von Are Thoresen über den nördlichen Einweihungsweg und die übersinnliche Widar-Schule, insofern dies Neuland betrifft und wofür deshalb die Anthroposophie Rudolf Steiners kein Begriffsreservoir beinhaltet, woraus geschöpft werden kann. Das Wahrheitskriterium dabei ist Intuition, die Einswerdung mit dem Wahrgenommenen, wie auch dasjenige, was Rudolf Steiner nennt, das gesunde Gefühl für die Wahrheit. Außerdem gibt es nach Thoresen, wie er in seinem eschatologischen, noch nicht auf Deutsch erschienenen Buch „Meeting Michael – Further Communications from Spirit Worlds‘ (auf S. 2 f.) schreibt, ein gegen Illusionen schützendes Gesetz in der geistigen Welt, das er praktiziert, und das für alle, sowohl wohlwollende als auch feindselige Wesen gilt, nämlich dass, wenn nach ihrem wahren Namen gefragt wird, sie das offenbaren müssen.

III. Versuch einer Begründung

Der Vortrag vom 13. November, 1909 (GA 117), worüber der Redaktor des „Ein Nachrichtenblatt“ ein Kommentar geschrieben hat, war nach den Worten von Rudolf Steiner der Abschluss eines 7-jährigen Vortragszyklus in dem Leben „unserer anthroposophischen Bewegung“. Auch das Zitat aus dem GA 161 fiel in dieser Periode. Beide Vorträge gingen über die Geisteswissenschaft als notwendige Entwicklung des höheren Erkennens aus dem alten, atavistischen Hellsehen, nicht aber über das neue, selbstbewusste Hellsehen. Darüber fing Rudolf Steiner erst 1910 in seinem zweiten, bis etwa 1916 oder 1917 dauernden Zyklus von Vorträgen an zu sprechen. Ganz am Anfang dieser zweiten Periode sagt er in dem Volksseelenzyklus über den germanisch-nordischen Volksgeist Widar als Überwinder dieses alten Hellsehens: "Nicht dasjenige, was an Kraft der alte Erzengel Odin ergeben hat, nicht die alten hellseherischen Kräfte können retten; da muss etwas anderen kommen. Dieses andere aber kennt die germanisch-nordische Mythologie. Von dem weiß sie, dass es vorhanden ist. Sie weiß, dass die Äthergestalt lebt, in der sich inkarnieren soll dasjenige, was wir wiedersehen sollen als ätherische Christusgestalt. Und dieser wird es erst gelungen, auszutreiben, was an ungeklärter hellseherischer Kraft, die Menschenseele verwirren wird, wenn Odin nicht vernichtet den Fenriswulf, der nichts anders ist repräsentiert als die zurückgebliebene Hellseherkraft. Widar, der sich schweigend verhalten hat, während der ganzen Zeit, der wird der Fenriswulf überwinden. Das sagt uns auch die Götterdämmerung“ (GA 121, 6. Auflage 2021, S. 206).

In seinem Buch „VIDAR II: - Lehren - aus dem ‚ÄUSSEREN‘ ÄTHERISCHEN BEREICH Eine persönliche Begegnung mit Vidar - und seinen Lehren“ (auf S. 20 f.) berichtet nun Are Thoresen erstmals über die neue Beziehung von Widar zu Michael: „Am nächsten Tag ging Vidar auch ein wenig auf seine Beziehung zu Michael ein. Er erklärte kurz, dass, obwohl er Michaels Platz als Erzengel geerbt hatte, Michaels Licht immer noch über ihn leuchtete wie das eine Vaters zu seinem Sohn, er war immer eins mit Michael. In gewisser Weise gibt es eine Verbindung zwischen Michael, Vidar und Balder.“ (Siehe auch Fußnote 6.)

Rudolf Steiners hoffnungsvolle Voraussicht das „etwas gefährliche Thema“ dieses Zyklus weiter zu vertiefen, konnte er aber leider nicht verwirklichen, da es zu viel Missverständnis hervorgerufen hat, und „es ist mir aufgelegt worden für die Zeit, die jetzt kommen wird, gar nichts mehr in meinen Vorträgen in Anknüpfung zu diesen Dingen zu berühren.“ (GA 275, 3. Januar 1915, 3. Auflage 1990, S. 146 f.)

Obwohl Rudolf Steiner nun gelegentlich trotzdem auf den Volksseelenzyklus zurückgeblickt hat,[3] so hat er dabei eigentlich nicht viel Weiteres über die Natur des neuen Hellsehens entwickelt, als das was er in dem 11. Vortrag des Volksseelenzyklus über Widar dargestellt hat als eine „Hoffnung für die Zukunft“: „So sehen wir, indem uns aus der Götterdämmerung herausglänzt die wundersame Gestalt des Widar, dass uns sozusagen eine Hoffnung für die Zukunft aus der germanisch-nordischen Mythologie entgegenleuchtet. Indem wir uns verwandelt fühlen gerade mit der Gestalt des Widar, den wir nun in seiner tieferen Wesenheit erfassen wollen, hoffen wir, dass dasjenige, was der Grundnerv und die lebendige Essenz alles theosophischen [d.h. anthroposophischen] Wesens sein muss, sich aus jenen Kräften, welche der Erzengel der germanisch-nordischen Welt [d.h. Widar[4]] zu der modernen Zeitentwicklung hinzubringen kann, wird ergeben können.“ (GA 121, 6. Auflage 2017, S.207).

Dabei ist weiter zu berücksichtigen, dass, wenn Rudolf Steiner sagt, die geisteswissenschaftliche Erkenntnis vor dem übersinnlichen Schauen geschehen muss, auf dass der Hellsehender schon wissen kann was er sieht, dass diese Aussage eben zeitbedingt ist in dem Sinne, dass es „nur“ dem riesigen damaligen Umfang der Anthroposophie betrifft, welches aber nicht ewig und allumfassend ist, wie Rudolf Steiner selber oft betont hat. Die geistige Welt ist immer in Entwicklung. Wenn darum neue Geschehnisse und bisher nicht bekannte Wesen darin auftreten, kann der hellsehende Beobachter sich nicht auf bereits gewonnenen Erkenntnissen berufen, er muss sie gleich neubilden.

In dieser Lage befindet sich nun Are Thoresen mit seinem Werk, das er als „eine unendliche Geschichte“ bezeichnet, einem organischen Werdegang aus seiner Begegnung mit und Unterweisung durch Widar, Baldur und sogar Christus, sowie manch anderer hoher Geisteswesen jenseits der Schwelle, woraus er nicht nur über neue, seit der Zeit Rudolf Steiners noch nicht vorhandene Entwickelungen and Wesen in der elementaren, ätherischen und geistigen Welt berichtet, In seiner Widar-Trilogie[5], seinem letzten Buch „Fading und Merging“ und Kursen, wie auch vorgesehen in der kommenden Widar- und Michael-Tagung, lässt er zudem seine Leser und Teilnehmer die Art und Weise mitvollziehen, wie er aus Erfahrung zu diesen neuen Befundungen and Offenbarungen, d.h. dem nordischen Einweihungsweg gekommen ist.

Das heißt also, dass die Maxime von Rudolf Steiner, „Erkennen vor dem Hellsehen“ in diesem Fall eben nicht anwendbar ist, da Are Thoresen in seinem Werk Neuland betreten hat und weiter betritt und sich dabei nicht auf schon vorhandene Begriffe der Anthroposophie von Rudolf Steiner stützen kann. Das betrifft z. B. die Lehre, die er empfangen hat von Widar über die Entwicklung der Drei- zur Viergliederung des menschlichen und sozialen Organismus, insbesondere das neue vierte Seelenglied „Zeit-Karma-Christus“, die künstliche Intelligenz (KI), die neben die drei Produktionsfaktoren Natur, Arbeit und Kapital (Geist), das neue vierte Glied des sozialen Organismus geworden ist und die neue, vierte Erkenntnisfähigkeit, neben der Imagination, Inspiration und Intuition, für die er das Wort „Inexperiation“ geprägt hat.[6] Obwohl er sich erst allmählich, nach einiger Zeit und Nachdenken ein Verständnis dazu errungen hat, bedarf es nach meiner Auffassung weiterer Vertiefung. Dies ist ja eine dringende Angelegenheit, denn genau wie Rudolf Steiner 1922 nach dem Ersten Weltkrieg am Anfang seines National-Ökonomischen Kurs (GA 340) sagte, dass die Weltwirtschaft einer der Hauptgründe dieses universellen Brüderkriegs war (neben der Anglo-Amerikanischen Freimauerei), so ist jetzt die KI die größte Gefahr für das Gedeihen und Überleben der Menschheit und Erde, falls sie nicht – wie manche ihrer eigenen Vertreter sogar selbst sagen –   gebändigt wird. Dies kann allein bewerkstelligt werden dadurch, dass sie mittels dem neuen 4. Seelenglied „Zeit-Karma-Christus“ als 4. Produktionsfaktor in den sozialen Organismus integriert und verchristlicht wird (siehe dazu Fußnote 6).  

Weiter bedeutet es, dass man aus diesem Werk sich Aufschluss über das neue Hellsehen verschaffen kann, denn als ich dessen Autor frug, ob er sich als Repräsentant von Widar [und damit auch von Baldur] betrachtet, bzw. ob er das von Widar inspirierte neue Hellsehen betätigt, etwas das ich aus dem Umgang mit diesem Werk und seines Autors allmählich gewonnen habe, antwortete er: „Ja, unbedingt!“ (E-Mail vom 23. August 2024). Und wenn man am Anfang von Band I seiner Widar-Trilogie „Reisen auf dem Nördlichen Einweihungsweg – Vidar und Balder, die drei Elementarreiche und die innere und äußere ätherische Welt“ ( S. 71) liest, wie er „zum ersten Mal mit der Hüter-Wesenheit des äußeren ätherischen Reiches konfrontiert wurde. Es war ein großes, freundliches, kindliches und lächelndes Wesen, das hoch oben an meiner rechten Seite verweilte. Auf meine Frage, wer ‚er’ ist stellte er sich als ‚Vidar’ vor und gab im gleichen Moment zu verstehen, dass er auch ‚Balder‘ nahestehe.“ Und wenn man im 2. Kapitel den Paragraphen „Das Christuslicht in der äußeren ätherischen Welt“ (S. 92. f.) und „Die Christuskraft in der Landwirtschaft“ weiterliest, ist dies nicht eine Erfüllung, dessen, was Rudolf Steiner im 11. Vortrag des Volksseelenzyklus prophezeit hat: „Wer Widar in seiner Bedeutung erkennt und ihn in seiner Seele fühlt, der wird finden, dass im 20. Jahrhundert den Menschen wieder die Fähigkeit gegeben werden kann, den Christus zu schauen. Der Widar wird wieder vor ihm stehen, der uns allen gemeinschaftlich ist in Nord- und Mitteleuropa.“? (Ebenda, S. 207).

Nachdem man die gesamte Widar-Trilogie gelesen und studiert hat, mag es nun berechtigt sein zu sagen, dass mit diesem Impuls, – nach der schrecklichen Zeit des Nationalsozialismus der dreißiger und vierziger Jahren, da man statt den neuen Götter der germanisch-nordischen Mythologie auf den öffentlichen Altar zu rufen, sich den alten geopfert hat – jetzt die hoffungsvollen Worte von Rudolf Steiner vom Ende des Volksseelenzyklus[7] und im Lichte desjenigen, was er später gesagt hat: „dass die Zukunft von Europa gerade von Norwegen wird sehr viel zu erwarten haben,“ doch noch im 21. Jahrhundert in Erfüllung treten werden. Nun ist es aber an den fortgeschrittenen Einwohnern von Europa und darüber hinaus gelegen, diesen Impuls kritisch, aber unvoreingenommen aufzunehmen, zu vertiefen und womöglich weiter zu verbreiten, und „als Streiter des Guten“, ausgerüstet mit der Christuskraft der Liebe, in den Kampf zu treten mit dem Fenriswulf, d.h. dem in der Bibel als Satan bekannten Ahriman. Diesem keinen weiteren Zugang zu verschaffen, wo er überhaupt nichts zu suchen hat und seine Scharen gar zu verschristlichen. (RJK, mit Dank an ChB und TM)



[1] 1. Der Kommentar von ENB-Redaktor Roland Tüscher stützt sich auf die Vorträge von Rudolf Steiner aus GA 117 und GA 161. Diese sind alle aus dem ersten 7-jährigen Vortragszyklus von Rudolf Steiner und behandeln das alte, nicht aber das natürliche and das neue Hellsehen. Sie sind selbstverständlich zeitbedingt in dem Sinne, dass sie sich nicht direkt und konkret auf neue Entwicklungen beziehen können, die in der geistigen Welt erst seit der Zeit Rudolf Steiners eingetreten sind. Die Maxime Rudolf Steiners „Erst Erkennen dann Hellsehen“ ist darum nicht anwendbar auf das Werk von Are Thoresen, insofern dies Neuland betrifft und deswegen kein Begriffsreservoir beinhaltet, woraus geschöpft werden kann. Das Wahrheitskriterium dabei ist Intuition, die Einswerdung mit dem Wahrgenommenen.

2. Das natürliche und neue Hellsehen behandelt Rudolf Steiner. soweit mir bekannt, fast ausschließlich am Anfang seines zweiten Vortragszyklus in dem Volksseelenzyklus (GA 121) von 1910 in Kristiana [Oslo]. Der Norweger Are Thoresen betätigt nach meiner und auch nach seiner Auflassung, dieses neue Hellsehen, dass zugleich ein Hellfühlen und Hellhören ist, und an seinem Werk über den Nördlichen Einweihungsweg und die Widar-Schule kann man darum inhaltlich und der Form nach Auskunft gewinnen über diese neue Hellsichtigkeit.

3. Mit diesem Werk tritt nun endlich eine Prophetie Rudolf Steiners mit in Erfüllung, dass „die Zukunft von Europa gerade von Norwegen sehr viel wird zu erwarten haben.“ (GA 226, 5. Auflage, Kristiana [Oslo], 1988. S. 9). Man möge es deshalb weiter kritisch, aber unvoreingenommen aufnehmen, vertiefen und womöglich verbreiten.

[2] Dieser Satz bezieht sich auf den Kommentar Tüschers aus der vorhergehenden Tafelrunde-Diskussion. Das Zitat aus GA 118 am Ende seines Kommentars auf S. 1 des ENB unter dem Titel „Zwei Formen von Hellsehen“ stammt dagegen aus 1910. In diesem eher abwertenden, suggestiven Kommentar, „wie aus dem Bahnhof“, wird der Eindruck erweckt, als ob unter der „Flut von am bloßen Glauben appellierenden Berichten über hellsehende Erlebnisse mit Geringschätzung der Wahrheitsfrage“ auch das Werk von Are Thoresen eingeordnet werden könnte. Denn auch dies gehe aus dem „neuen, natürlichen Hellsehen“ hervor und, wie auf S. 18 behauptet wird, entbehre einer Methodik. Dies ist aber für jemanden, der dieses Werk kennt keine immanente Kritik, denn wie aus meiner Begründung zu entnehmen ist, hat dieses Werk durchaus eine methodische Grundlage, wie z. B. das Buch „Fading und Merging“. Und wie schon der Titel von Kapitel 4 „Wie die gegnerischen Kräfte die geistige Beobachtung behindern indem sie unsere geistigen Sinne korrumpieren“ aus dem Buch „Reisen auf dem Nördlichen Einweihungsweg“ zeigt, wird die Wahrheitsfrage nicht vernachlässigt.

Es möge diese kurze Replik zunächst schließen damit, dass es nach Rudolf Steiner nicht nur zwei, sondern drei Formen vom Hellsehen gibt: das Alte, das Natürliche und das Neue, und dass diese Unterscheidung im Kommentar vom ENB fehlt. (Wird fortgesetzt.)

[3] Wie im Vortrag zu Kristiana (Oslo) vom 1923: „Es ist ja so, dass es mir vergönnt war, hier in Norwegen in Zyklus entscheidende anthroposophische Wahrheiten wiederholt entwickeln zu dürfen. Hier durfte ich auch jenen Zyklus sprechen, der immer wiederum vor meinen Augen steht, über die europäischen Volksseelen, und hier durfte manches andere über anthroposophische Dinge gesprochen werden. Hervorgerufen ist das durch die besonderen Verhältnisse, die dadurch gegeben sind, dass gerade Norwegen gewissermaßen, wie ich das bei früheren Gelegenheiten immer wieder charakterisieren durfte, an einem bemerkenswerten Punkte der europäischen Zivilisationsentwicklung liegt, und das die Zukunft von Europa gerade von Norwegen wird sehr viel zu erwarten haben.“  (GA 226, 5. Auflage, S. 99).   

[4] Widar und der Nordischen Erzengel sind, nach Sergej Prokofieff, obwohl miteinander eng verwandt nicht identisch. So schreibt er im "Anhang II - Skandinavien, Finnland, Russland und die Mission des nordeuropäischen Erzengels" seines Buches „Die geistigen Aufgaben Mittel- und Osteuropas" (2. Auflage, Ita Wegman Inst. 2014 auf S. 425): "Die eigentliche Aufgabe Widars im Zusammenhang mit dem Erscheinen des Christus im Ätherischen betrifft die gesamte Menschheit und umfasst vollständig die Epoche des Wirkens der neuen Christus-Offenbarung, die sich von unserer Zeit an dreitausend Jahre, das heißt bis zur zweiten Hälfte der sechsten Kulturepoche hinziehen wird. Deshalb wird Widar, um seine zentrale Aufgabe zu erfüllen, während der nächsten dreitausend Jahre auf sein Aufsteigen zum Arche-Rang verzichten müssen [...] Der nordische Erzengel dagegen, der in unsere Zeit vornehmlich unter der nordeuropäischen Völker wirkt und sich gleichzeitig aktiv darauf vorbereitet, zum Rang eines Arche aufzusteigen, wird diese höhere Stufe seiner Entwicklung bereits in der Mitte der nachatlantischen Kulturepoche erreichen, um sich innerhalb derselben den Übergang zu der folgenden sechsten Kulturepoche vorzubereiten..." Da ich nicht dieser Auffassung war, habe ich am 12. Januar dieses Jahres Are Thoresen gemailt mit der Frage, wie er denn dieses Verhältnis sieht. Er seinerseits leitete die Frage weiter an Widar selbst. Schon am nächsten Tag bekam ich folgende Antwort (übersetzt aus dem Englischen): „Ich habe Vidar gefragt, und er hat mir bis jetzt zwei Versionen von sich gezeigt. Die eine ist riesig und umfasst die ganze Erde, und die andere ist viel kleiner und bezieht sich nur auf Skandinavien. Das ist neu für mich, dass dieselbe Individualität mehrere Ausprägungen hat, aber bei näherer Betrachtung ist es bei uns genauso. Ich kann ein solider Tierarzt, ein alberner Turmbauer und ein Dozent der Anthroposophie sein.“ Ich schrieb Are daraufhin ein P.S.: „Prokofieff macht am Anfang dieses Anhangs II sogar drei Unterscheidungen, nicht nur zwischen dem nordischen Erzengel und Vidar, sondern auch zwischen diesem nordischen Erzengel und dem norwegischen, dänischen und schwedischen, alles auf Grund seiner Lektüre des Volksseelenzyklus und offenbar nicht auf Grund tatsächlicher Beobachtung, d.h. wirklicher Erkenntnis. Was würde Widar dazu sagen?“ Ich bekam wieder gleich eine Antwort: von Are: „Er sagte gerade, dass er als zwei arbeitet, dann gibt es wahrscheinlich auch Volksseelen für die schwedische und dänische auch, aber die große ist für die ganze Welt.“

[6] Die Wortprägung „Experiation“ ist zu finden im 2. Teil der Englischen Widar-Triologie „Encounters with Vidar“ auf S. 97: “Now, if there is a fourth part of the soul that is being developed, a part that Vidar called or described as ‘time-Christ-karma’, then there must be a fourth level of cognition or understanding, a level of pure experience – of not ‘seeing’ as in imagination, of not ‘communicating’ as in inspiration, and not being ‘inside or at one with’ the spiritual being or aspect of reality as in intuition – but ‘living or experiencing’ the understanding. This level may need a new word (if it doesn’t already exist) – something like ‘Inexperiation’.!?” Nachdem diese 4. Seelenkraft etwas weiterentwickelt wird, kommt der Autor darauf zurück in seinem noch nicht erschienenen Buch „Meeting Michael“, indem er schreibt (auf S.91), nachdem er schon auf S. 50 dargestellt hat, dass “wir Streiter des Guten werden müssen”: „Then slowly, I understood Michael was expressing himself through the fourth soul ability, the ‚time-karma-Christus‘ aspect. And now, inklings of a message or teaching – initially rather vague – were coming through.  It related to the mystery of evil, It related to the mystery of evil […] Michael now added to this understanding as follows: ‘Darkness will become divine light. This is my future realization.’ As a result of this, it was clear to me that we must understand darkness, understand evil, and that is our present goal.

Mir scheint diese Seelenkraft „Zeit-Karma-Christus“ der Methode verwandt zu sein, die Rudolf Steiner als Untertitel für die 2. Auflage seiner „Philosophie der Freiheit“ beschrieben hat: „Seelische Beobachtungen nach naturwissenschaftlicher Methode“. Diese hat Herbert Witzenmann in seinem ganzen Werk weiterentwickelt, wie z. B in seinem Buch „Die Philosophie der Freiheit als Grundlage des künstlerischen Schaffens“, das ich auf Englisch übersetzt habe als „The Philosophy of Freedom as a Basis of Artistic Creation“.  Auch Valentin Tomberg hat diese Methode weiterentwickelt, sogar so weit, dass damit hohe Geistwesen und Figuren aus der Bibel, wie die zwei Jesuskinder, Johannes der Täufer, Sophia, Luzifer und Christus erlebt werden können. Siehe z. B. sein Buch „Aufbruch zur VI. Kulturepoche“ (Achamoth Verlag, 2018) den Aufsatz „Erkenntnis als Mysterium“, das ich auch auf Englisch übersetzt habe als „Knowledge as Mysterium – The Christianization of All Human Knowledge“.

[7] Das Schlusswort vom 11. Vortrag des Volksseelenzyklus lautet: „Und wenn wir mit den Worten des schweigsamen Asen Widar sprechen wollen: Wenn hohe Kräfte in der Menschheit in Zukunft erwacht sein werden, die wir ganz gewiß vor unseren Augen sehen werden, dann wird er der tätige, der aktive Freund des Zusammenarbeitens, des Zusammen-Fleißigseins sein, in dessen Sinne wir alle zusammengewesen sind. Lassen Sie uns in diesem Sinne nach einigen Tagen des Beisammenseins wieder räumlich scheiden, uns aber im Geiste in diesem Sinne immer beisammen sein. Woher wir auch als Schüler der Geist-Erkenntnis kommen, von weit oder nah, mögen wir uns stets in Harmonie zusammenfinden, auch wenn wir uns einmal bei einem Thema fragen, was die Individualitäten dieser oder jener Erdengebiete sind. Wir wissen, daß das nur einzelne Opferflammen sind, die nicht auseinander züngeln, sondern zusammenschlagen werden zu dem gewaltigen Opferfeuer, das zum Wohle der Menschheit zusammenschlagen muß durch die geisteswissenschaftliche Weltanschauung, die uns so sehr am Herzen liegt und tief in unserer Seele wurzelt.“

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