Zur zeit- und geistgemäßen Widerherstellung der Form,
welche die anthroposophische Bewegung oder das neue, wahre Christentum zu ihrer
Pflege braucht als Vorbereitung für das
nächste, sechste Kulturzeitalter möge die Generalversammlung beschließen ein gesamtgesellschaftlicher
Prozess der erforderlichen Bewusstseinsbildung und Sozialgestaltung im Gang zu
bringen bzw. zu unterstützen, welcher im Rahmen der Jahrhundertfeier 2023 zur Entflechtung der Allgemeinen
Anthroposophischen Gesellschaft in drei Unterabteilungen führen soll, nämlich
die Anthroposophische Gesellschaft, deren Administration und die Administration
des Goetheanum-Baues.
Da die Konstitution der Landesgesellschaften die
Konstitution der Anthroposophischen Gesellschaft nicht widersprechen darf,
möge die Generalversammlung ebenfalls beschließen sie anzuregen, dass diese
Wiederherstellung der Form, welche die anthroposophische Bewegung oder das neue
Christendom zu ihrer Pflege braucht, auch durch sie, so nötig, im Angriff
genommen werde.
BEGRÜNDUNG
Mit der
Weihnachtstagung 1923 am Goetheanum wurde von Rudolf Steiner beabsichtigt „der
Anthroposophischen Gesellschaft eine Form zu geben, wie sie die anthroposophische
Bewegung zu ihrer Pflege braucht.“ (Nachrichtenblatt vom 13. Januar 1924, GA
260a, S. 27).
Dass nun mit „anthroposophische
Bewegung“ Rudolf Steiner eben „das neue Christentum“ gemeint hat, erläutert er u.a.
am 18. Juli 1924 zu Arnheim im ersten seiner drei Vorträge über das Karma der
anthroposophischen Bewegung und der Anthroposophischen Gesellschaft in Bezug
auf den Michael-Kultus in der geistigen Welt (GA 240, S, 145): "Was mit dem 20. Jahrhundert hier auf der Erde
sich vollzieht als das Zusammenströmen einer Anzahl von Persönlichkeiten zu der
Anthroposophischen Gesellschaft, das hat sich in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts dadurch vorbereitet, daß die Seelen dieser heute verkörperten
Menschen, die da in großer Anzahl zusammenströmen, im Geistigen vereinigt
waren, als sie noch nicht in die physisch-sinnliche Welt herabgestiegen waren.
Und es ist dazumal in den geistigen Welten von einer Anzahl von Seelen,
zusammen wirkend, eine Art von Kultus gepflegt worden, ein Kultus, der die
Vorbereitung für diejenigen Sehnsüchten war, die in den Seelen aufgetreten
sind, welche in Leibern jetzt zur Anthroposophischen Gesellschaft
zusammenströmen. Und wer die Gabe hat, die Seelen in ihren Leibern
wiederzuerkennen, der erkennt sie, wie sie in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts mit ihm zusammen gewirkt haben, als in der übersinnlichen Welt
hingestellt worden sind mächtige kosmische Imaginationen, welche dasjenige
darstellen, was ich nennen könnte: das
neue Christentum. Da waren - wie jetzt hier in Leibern auf Erden - die
Seelen vereinigt, um sich aus dem, was ich die kosmische Substantialität und
die kosmischen Kräfte nennen möchte, in Realität dasjenige zusammenzufügen, was
in mächtigen Bildern kosmische Bedeutung hatte und was der Vorklang desjenigen
war, das sich hier als Lehre, als anthroposophisches Tun auf der Erde
vollziehen soll […] Aber alles, was so als Seelen in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts zusammengeströmt war, um
das vorzubereiten, was auf
der Erde anthroposophische Bewegung werden sollte,
alles das bereitete im Grunde genommen
dasjenige vor, was
ich immer wieder
genannt habe: die Michael-Strömung, die
im letzten Drittel
des 19. Jahrhunderts aufgetreten ist und die den
bedeutendsten geistigen
Einschlag in der neueren Entwickelungsströmung der Menschheit
bildet. Michael-Strömung: Michael die Wege vorzubereiten
für sein irdisch-himmlisches Wirken - das
war die Aufgabe der Seelen,
die da zusammen waren."
Dass nun die
früher Prinzipien und jetzt Gründungsstatut genannten Statuten der
Weihnachtstagung eben genau die Form haben, welche die anthroposophische
Bewegung zu ihrer Pflege braucht, dass zudem mit der Weihnachtstagung ein neues Zivilisationsprinzip als die Form
für dieses neue Christentum, die Sozialorganik inauguriert wurde, die überall auf der Erde mit der
nötigen moralischen Intuition, Phantasie und Technik verwirklicht werden kann,
dass ferner die dynamische Dreigliederung des Gründungsstatuts mit den drei Versen
der Grundsteinmeditation über das Geist-Erinnern, Geist-Besinnen und
Geist-Erschauen zusammenhängen, und dass schließlich dieses Gründungsstatut das
ideelle Ebenbild des Menschheitsrepräsentanten darstellt, all dies hat das
ehemalige Vorstandsmitglied Herbert Witzenmann u.a. in seinen zwei
Sozialästhetischen Studien Die Prinzipien der AllgemeinenAnthroposophischen Gesellschaft als Lebensgrundlage und Schulungsweg (Dornach,
1984)[1]
und Gestalten oder Verwalten – RudolfSteiners Sozialorganik/ Ein neues Zivilisationsprinzip (2. Auflage, Dornach
1986)[2]
herausgeforscht, oder ist daraus
abzuleiten. Darauf wurde schon hingewiesen
in meinem (verhinderten) Antrag an die Generalversammlung am Goetheanum vom
Jahre 2018„Über Trümmern Vertrauen – Zum Wiedergewinn des realen
Bodens worauf wir bauen können“, in meinem Text für die Arbeitsgruppe „100 Jahre Weihnachtstagung“ im
Herbert Witzenmann Zentrum „Die Weihnachtstagung als eine zeitgeschichtliche
Metamorphose des Mysteriums von Golgotha und ihre Verwirklichung als ewige
Aufgabe“ und in meinem Antrag an die
Generalversammlung 2019 „Zur Befreiung vom gemischten König am Goetheanum und Reetablierung der Anthroposophischen
Gesellschaft“. Darum begrenze
ich mich hier auf ein Zitat und eine Zeichnung aus dem Prinzipien-Aufsatz (auf
S. 12 ff.) in der Hoffnung, dass man selber diese Studie die Aufmerksamkeit
gibt, die erforderlich ist um die tiefere Begründung dieses Antrags zu
verstehen und eine Erneuerung des Weihnachtstagungsimpulses der
Anthroposophischen Gesellschaft einzuleiten:
„Eine freie Gemeinschaft kann keine
‚juridische Person‘, kein personifiziertes Organisationssystem sein. Sie kann
nur als eine überpersönliche Realität eines gemeinsam freien Bewusstseins
bekunden, wie es in einer Erkenntnisgemeinschaft zu bilden vermag, die sich
eines Erlebnisspielraums zwischen Geistes- und Sinnenwelt bewusst ist. Überpersönlich
bedeutet hierbei nicht die Auslöschung individueller Bewusstheit und
Selbständigkeit in einer Realität anderer Art, sondern das gemeinsame
Bewusstsein im gleichen Erkenntnisstreben Vereinter, welche des Anwesend werden
eines zwar gleichen, doch nur im individuellen betätigten Erleben eines
geistigen Inhalts erfahren wird.
Eine solche Einheit des Esoterischen
und Exoterischen, des Universellen und des Individuellen, die durch eine
rhythmische Mitte verbunden sind, kann ihre volle Wirklichkeit in einer
Gemeinschaft erst seit der Begründung des Christentums finden. Denn erst durch
die Veröffentlichung des Mysteriengeheimnisse von der Inkarnation des Geistigen
und Transsubstantiation des Physischen in einem gottmenschlichen Lebenslauf ist
es möglich geworden, dass Inneres und Äußeres, Mysterium und Öffentlichkeit
Offenbarungen des gleichen Wesens sind. Daher ist jede moderne Gemeinschaft,
die sich in freier, individueller Wachheit den Stil ihrer äußeren Erscheinung
bildet, eine christliche. Sie kann nicht programmatisch oder dogmatisch auf
Prinzipien ihrer Existenz festgelegt und gelöbnishaft verpflichtet, sondern nur
zu dem sich stets erneuernden Bewusstsein der fortwährend und fortschreitend zu
vollbringenden Aufgabe ihrer Selbstverwirklichung aufgerufen und ermutigt
werden. Daher müssen die Prinzipien einer christlich-modernen Gesellschaft
dynamisch-rhythmische Ausstrahlungskraft
besitzen.
Eine wahrhaft moderne Gesellschaft
wird sich also in dreigegliederter Gestalt, als der rhythmische Prozess der Verbindung
zweier Polaritäten durch eine Mitte darstellen. Diese Dreigliedrigkeit wird in der äußeren
Erscheinung der Prinzipien sofort sichtbar, wenn man sich zum Verständnis
bringt, worauf die in einer Zickzacklinie aufgezeichnete Zahlenreihe hindeutet.
Eine
zusätzliche Quelle für die tiefere Begründung dieses Antrags, worauf ebenfalls
in den früheren Anträge hingewiesen wurde, ist nun das anthroposophische Werk
von Valentin Tomberg, insbesondere sein Buch Anthroposophische Betrachtungen über das Neue Testament. Im 2.
Kapitel dieses Buches „Die Auswirkungen
der Versuchung in der Erdenmission Jesu Christi
und im Schicksal der Menschheit“ wird im 3. Teil „Die Verwandlung der
äußeren Folgen des Sündenfalls der Menschheit durch Christus“ an Hand der
philosophischen und mystischen Bücher Rudolf Steiners einen
wirklichkeitsgemässen Begriff vom dem Wesen des „Reiches Gottes“, von den
„Wundern“ des Christus Jesus und von der großen Idee der Gottesfreundschaft
geschaffen (auf S. 47 ff.):
„Will man in der Gegenwart nicht bei
einer allgemeinen Empfindung bleiben, sondern einen wirklichkeitsgemässes Begriff des Wesen des Reiches Gottes und
der Wunder des Christus Jesus schaffen (welcher Begriff dann – wie jeder
geistgemässe, aktiv-erarbeitete Begriff zu einem Fenster in die geistige
Wirklichkeit werden kann), so kann man diesen Begriff an Hand der Schriften
Rudolf Steiners erarbeiten, die seinen anthroposophischen Veröffentlichungen
vorangingen. Arbeitet man z. B. Rudolf
Steiners Mystik (GA 7) durch und
fragt sich, nachdem der Faden der Schilderung und des Gedankenganges klar vor
Augen steht: was wollte Rudolf Steiner durch die Schilderung der Mystik sagen?
– so leuchtet die zentrale Idee dieses Werkes auf, die dort in mancherlei Form immer
wieder ausgesprochen wird, nämlich die große Idee der Gottesfreundschaft […] Ihr Wesen trifft man doch, wenn man
sagt, dass die Aufgabe des Menschen darin besteht an dem Punkt, wo das
Geschaffene, das Fertige der Welt aufhört, aktiv einzugreifen und den
unvollendet gebliebenen Vorgang weiterzufuhren. Dann übernimmt der Mensch die
Forstsetzung des Schöpfungswerkes Gottes und wird dadurch selbst zu einem
bewussten Mitarbeiter, zum Freund Gottes […] Man kann auch mit anderen Worten
sagen: die fertige Naturreiche – und auch das Menschenreich, wie es geworden
ist – sind da, aber der Mensch kann ein weiteres, noch nicht verwirklichtes
Reich verwirklichen – das Reich Gottes.“[3]
Wie nun der Mensch dies durch die göttliche Magie, von dem schon Paulus in den "Handelungen" im Neuen Testament spricht, vermag zu vollbringen, wird in den folgende Teilen und Kapitel dieses Buches von Valentin Tomberg beschrieben. Wenn man
dies und die vorigen Gedankengänge mitvollziehen kann, ist es nur ein „kleiner
Schritt“ um zur Auffassung zu gelangen, dass der große Gottesfreund Rudolf
Steiner mit der Weihnachtstagung eben beabsichtigt hat das Reich Gottes auf
Erde zu verwirklichen, dass dabei die Grundsteinmeditation die erneute
Erkundigung dieses Reiches von Freiheit und Liebe ist, während die Statuten der
Weihnachtstagung die Leitlinien zur ihrer Verwirklichung darstellen, und dass der
Menschheitsrepräsentant Rudolf Steiners die Zugangspforte zu diesem Himmelreich
auf Erden behütet, wo die Gegenmächte keinen Einfluss mehr ausüben können,
neutralisiert sind.[4]
Wie dies nun
noch weiter begründet wird, was ich aber früher nicht wusste, ist zu entnehmen
aus dem was Rudolf Steiner schon am 11. November 1904 zu Berlin in seinem einzigen
Vortrag über den Manichäismus ausgeführt hat (GA 93, S. 76), nämlich dass „das wahre
Christentum“ erst in der nächsten, sechsten Kulturzeitalter völlig verwirklicht
werden kann, aber schon in dieser fünften Zeitalter vorbereitet werden muss:
„Diese Strömung des Mani strebt hinüber bis
zur sechsten Wurzelrasse, die seit der Begründung des Christentums vorbereitet
wird. Gerade in der sechsten Wurzelrasse wird das Christentum erst in seiner
vollen Gestalt zum Ausdruck kommen. Dann erst wird es wirklich da sein. Das
innere christliche Leben als solches überwindet jegliche Form, es pflanzt sich
durch das äußere Christentum fort und lebt in allen Formen der verschiedenen
Bekenntnisse. Wer christliches Leben sucht, wird es immer finden. Es schafft
Formen und zerbricht Formen in den verschiedenen Religions-systemen. Nicht
darauf kommt es an, die Gleichheit überall zu suchen in den äußeren
Ausdrucksformen, sondern den inneren Lebensstrom zu empfinden, der überall
unter der Oberfläche da ist. Was aber noch geschaffen werden muß, das ist eine
Form für das Leben der sechsten Wurzelrasse. Die muß früher geschaffen werden,
denn sie muß da sein, damit sich das christliche Leben hineingießen kann. Diese
Form muß vorbereitet werden durch Menschen, die eine solche Organisation, eine
solche Form schaffen werden, damit das wahre christliche Leben der sechsten
Wurzelrasse darin Platz greifen kann. Und diese äußere Gesellschaftsform muß
entspringen aus der Mani-Intention, aus dem Häuflein, das der Mani vorbereitet.
Das muß die äußere Organisationsform sein, die Gemeinde, in der zuerst der
christliche Funke wird so recht Platz greifen können.“
Diese Form
wurde meiner Ansicht nach von Rudolf Steiner mit der Weihnachtstagung
beabsichtigt,[5]
und wenn er damals bei der Besprechung der Statuten sagte, die Aufgabe des
Vorstands sei lediglich diese allumfassenden Freiheitsstauten zu realisieren,[6]
bedeutet dies also die Form zu verwirklichen, welche das neue, wahre Manichäische Christentum
der Zukunft zu ihrer Pflege braucht und dieses, frei nach dem Motto der
diesjährigen Jahrestagung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft[7],
in welcher die Generalversammlung eingebettet ist, „wollend in Liebe der Welt verbinden
zur Gesundung von Mensch und Erde“.
DIE KEHRSEITE
Jetzt kommt
aber die Kehrseite! Schon kurz nach dem Tod von Rudolf Steiners am 30. März
1925, gab es tiefe Spannungen im Restvorstand, die 1935 zur Ausschaltung von
Ita Wegman und Elisabeth Vreede sowie die Englische und Holländische
Landesgesellschaften führten und danach zur Entfremdung von Albert Steffen und Marie
Steiner, die 1944 in ihrem Vorwort des Buches über die Weihnachtstagung (GA
260) schrieb: „Wir sind dem Ruf nicht gewachsen gewesen.“ So hat die Anthroposophische
Gesellschaft nach ihrer Neugründung an der Weihnachtstagung keine weitere Generalversammlungen
abgehalten, und wurde es indessen irrtümlich geglaubt, dass der am 8. Februar
1925 in „Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft“ umbenannte Goetheanum-Bauverein
die Anthroposophische Gesellschaft der Weihnachtstagung wäre. Es fand damals auch keine Fusion der
Anthroposophischen Gesellschaft mit dem umbenannten Bauverein durch zog. „konkludentes
Verhalten“ statt, wie dies in einem Urteil des Schweizerischen Gerichtshofs auf Grund von ungenügende Urteilsgrundlagen
im Jahre 2005 irrtümlich festgestellt wurde, denn dieser Begriff „konkludentes
Verhalten“ kann nur angewendet werden, wenn beide Gesellschaftskörper eine
Fusion bewusst wollen, was eben in diesem Fall gar nicht der Fall war. Trotzdem wurde aber vom Vorstand und der
Mitgliedschaft über Jahrzehntelang versucht – obwohl in den dafür eigentlich
juristisch ungeeigneten Rahmen der modifizierten Statuten des umbenannten Bauvereins
– die Aufgaben und Ziele der Weihnachtstagungs-gesellschaft weiter zu verfolgen
(Stichwort: gemischter König). Dies wurde
auch im 2. Paragraphen der heutigen Statuten der Allgemeinen Anthroposophischen
Gesellschaft zwar später festgelegt,[8] ohne
dass aber dabei deutlich gemacht wird, dass am 28. Dezember 1923 nicht die
Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft, sondern die Anthroposophische
Gesellschaft neugegründet wurde, und ohne darauf hinzuweisen, wie dies Reto Andrea Savoldelli
im Kapitel „Der stufenweise Verlust sozialästhetischer Qualifizierung in der
anthroposophischen Gesellschaft“ aus dem 2. Band seiner Trilogie Zur Tätigkeit von Herbert Witzenmann im
Vorstand am Goetheanum (1972-1988) (Basel, 2017)[9] ausführlich dargestellt hat, dass im
Laufe der Zeit sogar 9 der 15 Paragraphen des Gründungsstatuts aufgehoben,
missachtet oder ausgeschaltet wurden![10]
Wie dem auch
sei, diese Jahrzehntelange Pflege der Kultur der Weihnachtstagung, wie dies
auch durch das Riemer-Gutachten festgestellt wurde, und wie ich auch aus
eigener Erfahrung bestätigen kann,[11]
hat aber nach dem Prinzip des Gewohnheitsrechts eine Wirklichkeitsbildende
Wirkung, und darum kann man aus diesem Grund tatsächlich von einer konkludenten
Fusion der Anthroposophischen Gesellschaft und der Allgemeinen
Anthroposophischen Gesellschaft sprechen. Somit hat die Allgemeine
Anthroposophische Gesellschaft auch die reale Möglichkeit diese Fusion im Sinne
der einheitlichen Konstitution neu zu gestalten, zu gliedern, wo der Vorstand
das verbindende Element zwischen den Gliedern darstellt, damit die
Verwaltungsaufgaben außerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft ausgeübt
werden können, und somit innerhalb dieser, auf Grund einer zeit-und
geistgemässen Wiederherstellung des Gründungsstatuts, ein geistiger Freiraum
einstehen kann für die Einwohnung des neuen Christentums und die Heilung von
Mensch und Erde.
KONKLUSION
Aus dem
Vorangehenden ergibt sich, dass die Konstitutionsfrage in erster Linie keine bloß
juristische Angelegenheit ist, sondern die Frage, wie die ursprüngliche Form
des neuen Christentums, die im Laufe der Zeit nach der Weihnachtstagung
korrumpiert und juristisch verlassen wurde zeit- und geistgemäss
wiederhergestellt werden kann als Vorbereitung für das nächste, sechste
Kulturzeitalter beginnend etwa im 4. Millennium. Als die Frucht meiner
Bemühungen der letzten fast 20 Jahre um, sowohl in Dornach als in Holland die
Anthroposophische Gesellschaft der Weihnachtstagung zu erneuern in Dienst dieses
zukünftigen Manichäischen wahren
Christentums, wird mit diesem Antrag eine Zielsetzung ins Auge gefasst, die meiner
Auffassung nach völlig übereinstimmt mit dem was Rudolf Steiner beabsichtigt
hat, und die darum für Hochschul- und heutige Vorstandsmitglieder nicht einfach
freilassend sein kann, da sie immerhin eine Freiheitspflicht übernommen haben
in Übereinstimmung mit der Leitung der Freien Hochschule zu handeln, also mit
Rudolf Steiner selber oder seinem Werk, da er keine Nachfolger ernannt hat. Was
indessen offen und frei bleibt, sind die gemeinsam zu vollziehende Schritte,
die zu diesem Ziel führen sollen.
NACHBEMERKUNG UND
QUELLENNACHWEIS
Dieser Antrag schließt erstens an meine 19 (alle vom
Tisch gewischte) Anliegen und Anträge[12] an die von Paul Mackay fehlgeleitete außerordentliche
Mitgliederversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft am Weihnachten 2002 am Goetheanum in Dornach, zweitens schließt er an den (durch den Vorstand
unrechtmäßig abgewiesenen) Antrag an die Generalversammlung von 2018 „Über Trümmern Vertrauen – Zum Wiedergewinn des realen
Bodens worauf wir bauen können“, der mich nicht aussprechen ließ, drittens an den Antrag an die Generalversammlung vom
2019 „Zur Befreiung vom gemischten König am Goetheanum und Reetablierung der Anthroposophischen
Gesellschaft“, die schon
am Anfang einem Nicht-Antretens-Antrag zustimmte, wodurch alle Diskussion verhindert wurde, viertens an
meinen Text „Die Weihnachtstagung als eine zeitgeschichtliche
Metamorphose des Mysteriums von Golgotha und ihre Verwirklichung als ewige
Aufgabe“ für die im
Herbert Witzenmann Zentrum während der Weihnachtstagung 2018 am Goetheanum
durchgeführte Arbeitsgruppe „100 Jahre Weihnachtstagung 1923“.
Außerdem schließt der Antrag an die
8 Anträge an, die ich zwischen 2012 und 2017 an die Generalversammlungen der
Anthroposophischen Gesellschaft in den Niederlanden gestellt habe, wo ich
zweimal (vergeblich) als Kandidat des ersten Vorsitzenden kandidiert habe.
Im Jahre 2012 geschah dies mit dem
„Wahlprogramm“: “De mensheidsrepresentant centraal stellen” („Dem Menschheitsrepräsentanten Zentralstellen“) und im Jahre 2014 unter dem Motto: “De Antroposofische Vereniging in Nederland als
lichamelijkheid van het nieuwe christendom” (Die Anthroposophische Gesellschaft in den Niederlande
als Leiblichkeit des neuen Christentums“). Die anderen 6 Anträge, worunter der
vom Jahre 2015 unter dem Thema: “In navolging van Christus- Het grondvesten van Gods Rijk
op Aarde middels het realiseren van de statuten van de Antroposofische
Vereniging” (Zur
Nachfolge Christi – Die Gründung des Reich Gottes auf Erde mittels der
Verwirklichung der Statuten der Anthroposophischen Gesellschaft“) sind auf dem
Blog “100 Jahre Kerstbijeenkomst 1923” („100 Jahre Weihnachtstagung 1923“) zu lesen.
All dieser Anträge
und diesen Anliegen wurde von der gesamten anthroposophischen Presse sowohl in
der Schweiz, Deutschland und Holland totgeschwiegen, wie im Allgemeinen mein
ganzes Werk. Dasselbe Bild ergibt sich für die ins Englische und Holländische
übersetzten Fassungen dieser und andere Texte in der Englisch-sprechenden Welt.
Ich bin inzwischen 80 Jahre alt geworden und hoffe, dass mit der neuen Leitung
am Goetheanum, dieses trauriges Bild sich etwas zum Guten ändern wird und dass ich,
nach Vermögen, bis 2023 noch etwas beitragen um kann die Jahrhundertfeier des
Weihnachtstagungsimpulses auf eine wahrhaftige und würdige Art und Weise mitzugestalten.
[1] Diese
Prinzipien-Studie wurde übersetzt ins Englische auf http://charter-of-humanity.blogspot.nl und ins Niederländische auf http://handvest-der-menselijkheid.blogspot.nl
[2]
Auch diese Gestalten oder Verwalten-Studie wurde übersetzt ins Englische auf http://create-or-administrate.blogspot.nl und
ins Niederländische auf http://www.willehalm.nl/fonds/vormgevenofbeheren.htm
[3] Die 12 Kapitel und das Nachwort dieses Buches Anthroposophische Betrachtungen über das Neue Testament wurde ins
Holländische übersetzt und unter dem Motto „Gods rijk op aarde realiseren - De
antroposofische beweging als het Nieuwe Christendom“ („Das Rech Gottes
realisieren – Die anthroposophische Bewegung als das neue Christentums“ im
Vorjahr von 2019 im Ita Wegmanhaus und in der Bibliothek des Willehalm
Instituts zu Amsterdam mit Einführungen vorgelesen (Siehe https://het-nieuwe-christendom.blogspot.com/2019/02/gods-rijk-op-aarde-realiseren-de.html).
Dies geschah nachdem das Buch Anthroposophische
Betrachtungen über das Alte Testament von Valenti Tomberg schon im Vorjahr
von 2014 unter dem Motto „Het Nieuwe Christendom ter herkerstening van de Lage Landen“ („Das neue Christentum zur
Neuevangelisation der Niederlanden“) übersetzt
und mit Einführungen vorgelesen wurde in der Schlosskapelle von Oud-Zuylen bei
Utrecht und Online gesetzt wurde. (Siehe: https://het-nieuwe-christendom.blogspot.com/2014/06/het-nieuwe-christendom-ter.html),
und nachdem im Vorjahr von 2015 erstmals die 12 Übersetzungen der Anthroposophischen
Betrachtungen über das Neue Testament und danach die drei Anthroposophische Betrachtungen über die
Apokalypse in der Bibliothek des Willehalm Instituts ebenfalls mit
Einführungen vorgelesen, diskutiert und Online gesetzt wurden. (Siehe: http://Jezus-van-Nazareth.blogspot.nl und
http://Tomberg-over-de-Apocalyps.blogspot.nl;
für ein Übersicht und die Einführungen siehe: http://het-nieuwe-christendom.blogspot.nl).
[4]
Dass dieser Weihnachtstagungsimpuls, wie von vielen Konstitutionsforschern des
Öfteren behauptet wurde und wird, endgültig gescheitert sei, ist genauso
unsinnig wie zu behaupten, das Mysterium von Golgotha und die Stiftung des
Reich Gottes von Freiheit und Liebe auf Erde durch Christus Jesus sei ebenfalls
misslungen, weil immerhin das Christentum anscheinend gar nicht verwirklicht
wurde. Dieses wurde, wie gezeigt, von Rudolf Steiner durch die Weihnachtstagung
erneuert und harrt der Verwirklichung durch die Seinigen. Dazu möchte dieser
Antrag anregen und beitragen.
[5] Man könnte meinen, dass diese Form nicht diejenige Form ist, die Rudolf
Steiner mit der Weihnachtstagung beabsichtigt hat, denn im obigen Zitat ist
nicht die Rede von ihm, sondern von Mani, dessen geistige Arbeitsweise Rudolf
Steiner in diesem Vortrag wie folgt charakterisiert: (GA 93, S. 73): „Mani ist es, der diejenige Stufe der
menschlichen Seelenentwicklung vorbereitet, die das eigene seelische
Geisteslicht sucht. Alles, was von ihm herrührt, war ein Berufen auf das eigene
Geisteslicht der Seele und das war zugleich ein entschiedenes Aufbäumen gegen
alles, was nicht aus der Seele, aus der eigenen Beobachtung der Seele kommen
wollte. Schöne Worte rühren von dem Mani her und sind das Leitmotiv seiner
Anhänger zu allen Zeiten gewesen. Wir hören: Ihr müßt abstreifen alles
dasjenige, was äußere Offenbarung ist, die ihr auf sinnlichem Wege erhaltet!
Ihr müßt abstreifen alles, was äußere Autorität euch überliefert; dann müßt ihr
reif werden, die eigene Seele anzuschauen!“
Diese
Arbeitsweise trifft aber auch genau auf
Rudolf Steiner zu in Bezug auf sein Hauptwerk Die Philosophie der Freiheit mit dem Untertitel „Seelische
Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode“.
Und
dies ist ebenso die Arbeitsweise von Herbert Witzenmann, womit er sein ganzes
Werk aufgebaut hat und somit auch seine zwei obengenannten Sozialästhetischen
Studien.
[6] Am 27. Dezember 1923 beschreibt Rudolf Steiner diese Aufgabe folgendermaßen:
„Der Zentralvorstand wird als seine Aufgabe lediglich die Realisierung der
Statuten zu betrachten haben; er wird alles zu tun haben, was in der Richtung
der Realisierung der Statuten liegt. Und damit ist eine große Freiheit
gegeben. Aber zugleich weiß man auch, was man an diesem Zentralvorstand hat,
denn man hat die Statuten und kann aus ihnen ein vollständiges Bild gewinnen
von dem was er jemals tun wird. Dadurch ist auch die Möglichkeit geschaffen,
überall auf realem Boden zu stehen, wo solche Vereinigungen entstehen, wie zum
Beispiel der Goetheanum-Bauverein. Und es wird in den nächsten Tagen die
Aufgabe sein, zwischen dem Vorstand, der sich gebildet hat, und dem
Goetheanum-Bauverein die entsprechende Relation zu bilden.“ Dieses „vollständiges Bild“ hat eben Herbert
Witzenmann in den obengenannten Studien gewonnen, wie auch wie „die
entsprechende Relation“, zwischen dem Bauverein und der Anthroposophischen
Gesellschaft als eine Relation zwischen dem Gestalten und Verwalten zu
verstehen und zu bilden sei.
[7]
Dieses Motto lautet: „In Liebe wollend sich der Welt verbinden – Wie können wir
gesundend für Mensch und Erde wirken?“
[8]
„Die Gesellschaft verfolgt ihre Aufgaben und Ziele nach dem ihr von Rudolf
Steiner vorgeschlagenen und bei der Gründungsversammlung am 28. Dezember 1923
von den Mitgliedern einstimmig angenommenen Gründungsstatut.“ Broschüre der
Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft (Dornach, 2017, S. 9).
[9] Im
dritten Band Die geistige Persönlichkeit
Herbert Witzenmann – Ein Beitrag zur europäischen Kulturgeschichte dieser
Trilogie (Basel, 2017) hat Savoldelli entdeckt, dass es eine tiefe
seelisch-geistige Verwandtschaft besteht zwischen dem Lebenswerk von Alanus ab Insulis, dem
hervorragenden Leiter der platonischen Schule von Chartres, und dem Lebenswerk
Herbert Witzenmanns, ohne dabei von einer eigentlichen Reinkarnation zu
sprechen. Auf Grund meiner Studie des Hauptwerkes von Alanus Der Anticlaudianus oder die Bücher von der
himmlischen Erschaffung des neuen Menschen, übersetzt und eingeleitet von
Wilhelm Rath, und meiner Kenntnis als Übersetzer mancher Werke von Herbert
Witzenmann ins Englische und Niederländische, bin ich inzwischen zur Auffassung
gekommen, dass es sehr wohl sein kann, dass hier die gleiche Individualität am
Werke war und als solche, aber bis jetzt fast unerkannt, an die von Rudolf
Steiner vorausgesagte Kulmination der Anthroposophie am Ende des vorigen
Jahrhunderts wesentlich beigetragen hat.
[10]
Dieses Kapitel ist Online erhältlich: http://das-seminar.ch. Im
Antrag „Über Trümmern Vertrauen“ habe ich diesen sozialästhetischen Verlust in
der Anthroposophischen Gesellschaft wie folgt zusammengefasst: „Dies ist der
Fall bei 3 von den 4 sich nach außen wendenden Statuten (d. h. 5, 9 und 13),
die im Sinne einer Gesellschaft von freien Geistern ihre Motive darstellen und
zusammenhängen mit dem Geist-Erschauen. Ebenfalls ausgeschaltet oder nicht
realisiert worden sind 6 von den 7 Mittebildenden Statuten (d. h.
4,6,8,10,12 und 14), die zusammenhängen mit dem Geist-Besinnen und alle
Gesellschaftsorgane darstellen (wie z.B. die Jahresversammlung, wo Zentrum und
Peripherie zusammenkommen sollen). Unbeschädigt sind zwar die sich nach innen
wendenden Statuten (3,7,11 und 15), die zusammenhängen mit dem Geist-Erinnern
und allemal Menschen repräsentieren (die 700 bis 800 Teilnehmer der
Weihnachtstagung, Rudolf Steiner selber, die künftigen Mitglieder der
Arbeitsgruppen und den Gründungsvorstand). Aber diese Triebfederartige Statuten
können mit den fast allen aufgehobenen Motivartigen Statuten nicht vereinigt
werden, weil fast alle Mittebildenden Statuten nicht mehr funktionsfähig sind.
Dadurch kann eine Gesellschaftshandlung im Sinne der Philosophie der Freiheit, dass eine Handlung die Vereinigung von
Triebfeder und Motiv ist, kaum mehr zustande kommen, da „der reale Boden“
[Rudolf Steiner] auf dem wir arbeiten sollen, weitgehend eingestürzt ist.
In
diesem stufenweisen Verlust der Wirksamkeit der sozialorganischen Konstitution
der Anthroposophischen Gesellschaft wurde am allerersten in den 70er Jahren das
Allerwichtigste der Ich-Organen der Gesellschaft, die Mitte der Mitte, also der
Paragraph 8 mit dem moralischen Schutzvermerk der Freien Hochschule im
Zusammenhang mit der zog. Bücherfrage ausgeschaltet. Dies verursachte ein
Schisma zwischen Herbert Witzenmann und seinen Vorstandskollegen. (Mehr darüber
ist u.a. nachzulesen in Witzenmanns Studie über die "Prinzipien".)
Später eingefügter Zusatz: Ein
weiteres Beispiel dieser konstitutiven Zerstörung der Mittebildenden Säule ist
die Tatsache, dass der Vorstand unter der Leitung von Bodo von Plato das
Nachrichtblatt vor einigen Jahre abgeschafft und ersetzt hat durch dem
Monatsheft „Anthroposophie Weltweit“. Dies ist eine Verletzung des Paragraphen
14: „Gesellschaftsorgan ist das ‚Goetheanum‘, das zu diesem Ziel mit einer
Beilage versehen wird, welche die offiziellen Mitteilungen der Gesellschaft
enthalten soll. Diese vergrößerte Aufgabe des ‚Goetheanum‘ wird nur an die
Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft abgegeben.“ Rudolf Steiner hat
bei seinem Kommentar dazu an der Weihnachtstagung das Beispiel von zentrifugale
und zentripetale Kräfte der Blutzirkulation verwendet, also der fortwährende
Verkehr zwischen dem Vorstand am Goetheanum als Zentrum und die Mitgliedschaft
in aller Welt als Peripherie. Er sagte: ‚Dadurch kommen wir zu einer völlig
freien, auf freien Verkehr beruhenden Konstitution der Anthroposophische
Gesellschaft.‘ Glücklicherweise wurde durch die Mitglieder selber versucht
diese Lücke einigermaßen zu füllen: Im deutschen Sprachraum durch u.a.
Roland Tüscher mit „Ein Nachrichtenblatt (ein.nachrichtenblatt@startmail.com)“
und im englischen Sprachraum durch Thomas 'O Keefe mit „Deepening
Anthroposophy“ (Online zu beziehen auf (deepening@use.startmail.com,
allerdings nicht mehr regelmäßig erscheinend)“
[11] Die
meisten so nicht alle mir bekannten Konstitutionsforscher verneinen diese
konkludente Fusion lauter auf Grund von (juristischen) Dokumenten und nicht auf
Grund von (aktiver) Teilnahme an der Generalversammlungen und sonstigen
Veranstaltungen der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, dabei das seelisch-geistige
Gesellschaftsleben am Ort und Stelle vernachlässigend.
[12]
Siehe “Schauplatz Goetheanum” auf www.willehalm.nl im Archief
No comments:
Post a Comment