Tuesday, February 25, 2020

„DAS NEUE CHRISTENTUM WOLLEND IN LIEBE DER WELT VERBINDEN ZUR GESUNDUNG VON MENSCH UND ERDE“ - Antrag von Robert Jan Kelder an die Generalversammlung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft vom 2. bis 5. April 2020 am Goetheanum [verlegt auf Ende Oktober]


Zur zeit- und geistgemäßen Widerherstellung der Form, welche die anthroposophische Bewegung oder das neue, wahre Christentum zu ihrer Pflege braucht  als Vorbereitung für das nächste, sechste Kulturzeitalter möge die Generalversammlung beschließen ein gesamtgesellschaftlicher Prozess der erforderlichen Bewusstseinsbildung und Sozialgestaltung im Gang zu bringen bzw. zu unterstützen, welcher im Rahmen der Jahrhundertfeier 2023  zur Entflechtung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft in drei Unterabteilungen führen soll, nämlich die Anthroposophische Gesellschaft, deren Administration und die Administration des Goetheanum-Baues.
Da die Konstitution der Landesgesellschaften die Konstitution der Anthroposophischen Gesellschaft nicht widersprechen darf, möge die Generalversammlung ebenfalls beschließen sie anzuregen, dass diese Wiederherstellung der Form, welche die anthroposophische Bewegung oder das neue Christendom zu ihrer Pflege braucht, auch durch sie, so nötig, im Angriff genommen werde.


BEGRÜNDUNG

Mit der Weihnachtstagung 1923 am Goetheanum wurde von Rudolf Steiner beabsichtigt „der Anthroposophischen Gesellschaft eine Form zu geben, wie sie die anthroposophische Bewegung zu ihrer Pflege braucht.“ (Nachrichtenblatt vom 13. Januar 1924, GA 260a, S. 27).
            Dass nun mit „anthroposophische Bewegung“ Rudolf Steiner eben „das neue Christentum“ gemeint hat, erläutert er u.a. am 18. Juli 1924 zu Arnheim im ersten seiner drei Vorträge über das Karma der anthroposophischen Bewegung und der Anthroposophischen Gesellschaft in Bezug auf den Michael-Kultus in der geistigen Welt (GA 240, S, 145): "Was mit dem 20. Jahrhundert hier auf der Erde sich vollzieht als das Zusammenströmen einer Anzahl von Persönlichkeiten zu der Anthroposophischen Gesellschaft, das hat sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dadurch vorbereitet, daß die Seelen dieser heute verkörperten Menschen, die da in großer Anzahl zusammenströmen, im Geistigen vereinigt waren, als sie noch nicht in die physisch-sinnliche Welt herabgestiegen waren. Und es ist dazumal in den geistigen Welten von einer Anzahl von Seelen, zusammen wirkend, eine Art von Kultus gepflegt worden, ein Kultus, der die Vorbereitung für diejenigen Sehnsüchten war, die in den Seelen aufgetreten sind, welche in Leibern jetzt zur Anthroposophischen Gesellschaft zusammenströmen. Und wer die Gabe hat, die Seelen in ihren Leibern wiederzuerkennen, der erkennt sie, wie sie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit ihm zusammen gewirkt haben, als in der übersinnlichen Welt hingestellt worden sind mächtige kosmische Imaginationen, welche dasjenige darstellen, was ich nennen könnte: das neue Christentum. Da waren - wie jetzt hier in Leibern auf Erden - die Seelen vereinigt, um sich aus dem, was ich die kosmische Substantialität und die kosmischen Kräfte nennen möchte, in Realität dasjenige zusammenzufügen, was in mächtigen Bildern kosmische Bedeutung hatte und was der Vorklang desjenigen war, das sich hier als Lehre, als anthroposophisches Tun auf der Erde vollziehen soll […] Aber alles, was so als Seelen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zusammengeströmt  war,  um  das  vorzubereiten,  was  auf  der  Erde  anthroposophische Bewegung werden sollte, alles das bereitete im Grunde genommen  dasjenige  vor,  was  ich  immer  wieder  genannt  habe:  die Michael-Strömung,  die  im  letzten  Drittel  des  19. Jahrhunderts  aufgetreten ist und  die den  bedeutendsten  geistigen Einschlag  in der  neueren Entwickelungsströmung der Menschheit bildet. Michael-Strömung: Michael  die Wege  vorzubereiten  für sein  irdisch-himmlisches  Wirken - das  war  die Aufgabe der  Seelen,  die da  zusammen waren."

Dass nun die früher Prinzipien und jetzt Gründungsstatut genannten Statuten der Weihnachtstagung eben genau die Form haben, welche die anthroposophische Bewegung zu ihrer Pflege braucht, dass zudem mit der Weihnachtstagung  ein neues Zivilisationsprinzip als die Form für dieses neue Christentum, die Sozialorganik inauguriert  wurde, die überall auf der Erde mit der nötigen moralischen Intuition, Phantasie und Technik verwirklicht werden kann, dass ferner die dynamische Dreigliederung des Gründungsstatuts mit den drei Versen der Grundsteinmeditation über das Geist-Erinnern, Geist-Besinnen und Geist-Erschauen zusammenhängen, und dass schließlich dieses Gründungsstatut das ideelle Ebenbild des Menschheitsrepräsentanten darstellt, all dies hat das ehemalige Vorstandsmitglied Herbert Witzenmann u.a. in seinen zwei Sozialästhetischen Studien  Die Prinzipien der AllgemeinenAnthroposophischen Gesellschaft als Lebensgrundlage und Schulungsweg (Dornach, 1984)[1] und Gestalten oder Verwalten – RudolfSteiners Sozialorganik/ Ein neues Zivilisationsprinzip (2. Auflage, Dornach 1986)[2] herausgeforscht,  oder ist daraus abzuleiten.  Darauf wurde schon hingewiesen in meinem (verhinderten) Antrag an die Generalversammlung am Goetheanum vom Jahre 2018„Über Trümmern Vertrauen – Zum Wiedergewinn des realen Bodens worauf wir bauen können“, in meinem Text für die Arbeitsgruppe „100 Jahre Weihnachtstagung“ im Herbert Witzenmann Zentrum „Die Weihnachtstagung als eine zeitgeschichtliche Metamorphose des Mysteriums von Golgotha und ihre Verwirklichung als ewige Aufgabe und in meinem Antrag an die Generalversammlung 2019 „Zur Befreiung vom gemischten König am Goetheanum  und Reetablierung der Anthroposophischen Gesellschaft“. Darum begrenze ich mich hier auf ein Zitat und eine Zeichnung aus dem Prinzipien-Aufsatz (auf S. 12 ff.) in der Hoffnung, dass man selber diese Studie die Aufmerksamkeit gibt, die erforderlich ist um die tiefere Begründung dieses Antrags zu verstehen und eine Erneuerung des Weihnachtstagungsimpulses der Anthroposophischen Gesellschaft einzuleiten:
            „Eine freie Gemeinschaft kann keine ‚juridische Person‘, kein personifiziertes Organisationssystem sein. Sie kann nur als eine überpersönliche Realität eines gemeinsam freien Bewusstseins bekunden, wie es in einer Erkenntnisgemeinschaft zu bilden vermag, die sich eines Erlebnisspielraums zwischen Geistes- und Sinnenwelt bewusst ist. Überpersönlich bedeutet hierbei nicht die Auslöschung individueller Bewusstheit und Selbständigkeit in einer Realität anderer Art, sondern das gemeinsame Bewusstsein im gleichen Erkenntnisstreben Vereinter, welche des Anwesend werden eines zwar gleichen, doch nur im individuellen betätigten Erleben eines geistigen Inhalts erfahren wird.
            Eine solche Einheit des Esoterischen und Exoterischen, des Universellen und des Individuellen, die durch eine rhythmische Mitte verbunden sind, kann ihre volle Wirklichkeit in einer Gemeinschaft erst seit der Begründung des Christentums finden. Denn erst durch die Veröffentlichung des Mysteriengeheimnisse von der Inkarnation des Geistigen und Transsubstantiation des Physischen in einem gottmenschlichen Lebenslauf ist es möglich geworden, dass Inneres und Äußeres, Mysterium und Öffentlichkeit Offenbarungen des gleichen Wesens sind. Daher ist jede moderne Gemeinschaft, die sich in freier, individueller Wachheit den Stil ihrer äußeren Erscheinung bildet, eine christliche. Sie kann nicht programmatisch oder dogmatisch auf Prinzipien ihrer Existenz festgelegt und gelöbnishaft verpflichtet, sondern nur zu dem sich stets erneuernden Bewusstsein der fortwährend und fortschreitend zu vollbringenden Aufgabe ihrer Selbstverwirklichung aufgerufen und ermutigt werden. Daher müssen die Prinzipien einer christlich-modernen Gesellschaft dynamisch-rhythmische  Ausstrahlungskraft besitzen.
            Eine wahrhaft moderne Gesellschaft wird sich also in dreigegliederter Gestalt, als der rhythmische Prozess der Verbindung zweier Polaritäten durch eine Mitte darstellen. Diese  Dreigliedrigkeit wird in der äußeren Erscheinung der Prinzipien sofort sichtbar, wenn man sich zum Verständnis bringt, worauf die in einer Zickzacklinie aufgezeichnete Zahlenreihe hindeutet.

Eine zusätzliche Quelle für die tiefere Begründung dieses Antrags, worauf ebenfalls in den früheren Anträge hingewiesen wurde, ist nun das anthroposophische Werk von Valentin Tomberg, insbesondere sein Buch Anthroposophische Betrachtungen über das Neue Testament. Im 2. Kapitel dieses Buches  „Die Auswirkungen der Versuchung in der Erdenmission Jesu Christi  und im Schicksal der Menschheit“ wird im 3. Teil „Die Verwandlung der äußeren Folgen des Sündenfalls der Menschheit durch Christus“ an Hand der philosophischen und mystischen Bücher Rudolf Steiners einen wirklichkeitsgemässen Begriff vom dem Wesen des „Reiches Gottes“, von den „Wundern“ des Christus Jesus und von der großen Idee der Gottesfreundschaft geschaffen (auf S. 47 ff.):     
            „Will man in der Gegenwart nicht bei einer allgemeinen Empfindung bleiben, sondern einen wirklichkeitsgemässes Begriff des Wesen des Reiches Gottes und der Wunder des Christus Jesus schaffen (welcher Begriff dann – wie jeder geistgemässe, aktiv-erarbeitete Begriff zu einem Fenster in die geistige Wirklichkeit werden kann), so kann man diesen Begriff an Hand der Schriften Rudolf Steiners erarbeiten, die seinen anthroposophischen Veröffentlichungen vorangingen. Arbeitet man z. B.  Rudolf Steiners Mystik (GA 7) durch und fragt sich, nachdem der Faden der Schilderung und des Gedankenganges klar vor Augen steht: was wollte Rudolf Steiner durch die Schilderung der Mystik sagen? – so leuchtet die zentrale Idee dieses Werkes auf, die dort in mancherlei Form immer wieder ausgesprochen wird, nämlich die große Idee der Gottesfreundschaft […] Ihr Wesen trifft man doch, wenn man sagt, dass die Aufgabe des Menschen darin besteht an dem Punkt, wo das Geschaffene, das Fertige der Welt aufhört, aktiv einzugreifen und den unvollendet gebliebenen Vorgang weiterzufuhren. Dann übernimmt der Mensch die Forstsetzung des Schöpfungswerkes Gottes und wird dadurch selbst zu einem bewussten Mitarbeiter, zum Freund Gottes […] Man kann auch mit anderen Worten sagen: die fertige Naturreiche – und auch das Menschenreich, wie es geworden ist – sind da, aber der Mensch kann ein weiteres, noch nicht verwirklichtes Reich verwirklichen – das Reich Gottes.“[3]

Wie nun der Mensch dies durch die göttliche Magie, von dem schon Paulus in den "Handelungen"  im Neuen Testament spricht, vermag zu vollbringen, wird in den folgende Teilen und Kapitel dieses Buches von Valentin Tomberg beschrieben. Wenn man dies und die vorigen Gedankengänge mitvollziehen kann, ist es nur ein „kleiner Schritt“ um zur Auffassung zu gelangen, dass der große Gottesfreund Rudolf Steiner mit der Weihnachtstagung eben beabsichtigt hat das Reich Gottes auf Erde zu verwirklichen, dass dabei die Grundsteinmeditation die erneute Erkundigung dieses Reiches von Freiheit und Liebe ist, während die Statuten der Weihnachtstagung die Leitlinien zur ihrer Verwirklichung darstellen, und dass der Menschheitsrepräsentant Rudolf Steiners die Zugangspforte zu diesem Himmelreich auf Erden behütet, wo die Gegenmächte keinen Einfluss mehr ausüben können, neutralisiert sind.[4]

Wie dies nun noch weiter begründet wird, was ich aber früher nicht wusste, ist zu entnehmen aus dem was Rudolf Steiner schon am 11. November 1904 zu Berlin in seinem einzigen Vortrag über den Manichäismus ausgeführt hat (GA 93, S. 76), nämlich dass „das wahre Christentum“ erst in der nächsten, sechsten Kulturzeitalter völlig verwirklicht werden kann, aber schon in dieser fünften Zeitalter vorbereitet werden muss:
           
Diese Strömung des Mani strebt hinüber bis zur sechsten Wurzelrasse, die seit der Begründung des Christentums vorbereitet wird. Gerade in der sechsten Wurzelrasse wird das Christentum erst in seiner vollen Gestalt zum Ausdruck kommen. Dann erst wird es wirklich da sein. Das innere christliche Leben als solches überwindet jegliche Form, es pflanzt sich durch das äußere Christentum fort und lebt in allen Formen der verschiedenen Bekenntnisse. Wer christliches Leben sucht, wird es immer finden. Es schafft Formen und zerbricht Formen in den verschiedenen Religions-systemen. Nicht darauf kommt es an, die Gleichheit überall zu suchen in den äußeren Ausdrucksformen, sondern den inneren Lebensstrom zu empfinden, der überall unter der Oberfläche da ist. Was aber noch geschaffen werden muß, das ist eine Form für das Leben der sechsten Wurzelrasse. Die muß früher geschaffen werden, denn sie muß da sein, damit sich das christliche Leben hineingießen kann. Diese Form muß vorbereitet werden durch Menschen, die eine solche Organisation, eine solche Form schaffen werden, damit das wahre christliche Leben der sechsten Wurzelrasse darin Platz greifen kann. Und diese äußere Gesellschaftsform muß entspringen aus der Mani-Intention, aus dem Häuflein, das der Mani vorbereitet. Das muß die äußere Organisationsform sein, die Gemeinde, in der zuerst der christliche Funke wird so recht Platz greifen können.“
           
Diese Form wurde meiner Ansicht nach von Rudolf Steiner mit der Weihnachtstagung beabsichtigt,[5] und wenn er damals bei der Besprechung der Statuten sagte, die Aufgabe des Vorstands sei lediglich diese allumfassenden Freiheitsstauten zu realisieren,[6] bedeutet dies also die Form zu verwirklichen,  welche das neue, wahre Manichäische Christentum der Zukunft zu ihrer Pflege braucht und dieses, frei nach dem Motto der diesjährigen Jahrestagung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft[7], in welcher die Generalversammlung eingebettet ist, „wollend in Liebe der Welt verbinden zur Gesundung von Mensch und Erde“.


DIE KEHRSEITE

Jetzt kommt aber die Kehrseite! Schon kurz nach dem Tod von Rudolf Steiners am 30. März 1925, gab es tiefe Spannungen im Restvorstand, die 1935 zur Ausschaltung von Ita Wegman und Elisabeth Vreede sowie die Englische und Holländische Landesgesellschaften führten und danach zur Entfremdung von Albert Steffen und Marie Steiner, die 1944 in ihrem Vorwort des Buches über die Weihnachtstagung (GA 260) schrieb: „Wir sind dem Ruf nicht gewachsen gewesen.“ So hat die Anthroposophische Gesellschaft nach ihrer Neugründung an der Weihnachtstagung keine weitere Generalversammlungen abgehalten, und wurde es indessen irrtümlich geglaubt, dass der am 8. Februar 1925 in „Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft“ umbenannte Goetheanum-Bauverein die Anthroposophische Gesellschaft der Weihnachtstagung wäre.  Es fand damals auch keine Fusion der Anthroposophischen Gesellschaft mit dem umbenannten Bauverein durch zog. „konkludentes Verhalten“ statt, wie dies in einem Urteil des Schweizerischen  Gerichtshofs auf Grund von ungenügende Urteilsgrundlagen im Jahre 2005 irrtümlich festgestellt wurde, denn dieser Begriff „konkludentes Verhalten“ kann nur angewendet werden, wenn beide Gesellschaftskörper eine Fusion bewusst wollen, was eben in diesem Fall gar nicht der Fall war.  Trotzdem wurde aber vom Vorstand und der Mitgliedschaft über Jahrzehntelang versucht – obwohl in den dafür eigentlich juristisch ungeeigneten Rahmen der modifizierten Statuten des umbenannten Bauvereins – die Aufgaben und Ziele der Weihnachtstagungs-gesellschaft weiter zu verfolgen (Stichwort: gemischter König). Dies wurde auch im 2. Paragraphen der heutigen Statuten der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft zwar später festgelegt,[8] ohne dass aber dabei deutlich gemacht wird, dass am 28. Dezember 1923 nicht die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft, sondern die Anthroposophische Gesellschaft neugegründet wurde, und ohne darauf  hinzuweisen, wie dies Reto Andrea Savoldelli im Kapitel „Der stufenweise Verlust sozialästhetischer Qualifizierung in der anthroposophischen Gesellschaft“ aus dem 2. Band seiner Trilogie Zur Tätigkeit von Herbert Witzenmann im Vorstand am Goetheanum (1972-1988) (Basel, 2017)[9]  ausführlich dargestellt hat,  dass im Laufe der Zeit sogar 9 der 15 Paragraphen des Gründungsstatuts aufgehoben, missachtet  oder ausgeschaltet wurden![10]

Wie dem auch sei, diese Jahrzehntelange Pflege der Kultur der Weihnachtstagung, wie dies auch durch das Riemer-Gutachten festgestellt wurde, und wie ich auch aus eigener Erfahrung bestätigen kann,[11] hat aber nach dem Prinzip des Gewohnheitsrechts eine Wirklichkeitsbildende Wirkung, und darum kann man aus diesem Grund tatsächlich von einer konkludenten Fusion der Anthroposophischen Gesellschaft und der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft sprechen. Somit hat die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft auch die reale Möglichkeit diese Fusion im Sinne der einheitlichen Konstitution neu zu gestalten, zu gliedern, wo der Vorstand das verbindende Element zwischen den Gliedern darstellt, damit die Verwaltungsaufgaben außerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft ausgeübt werden können, und somit innerhalb dieser, auf Grund einer zeit-und geistgemässen Wiederherstellung des Gründungsstatuts, ein geistiger Freiraum einstehen kann für die Einwohnung des neuen Christentums und die Heilung von Mensch und Erde.


KONKLUSION

Aus dem Vorangehenden ergibt sich, dass die Konstitutionsfrage in erster Linie keine bloß juristische Angelegenheit ist, sondern die Frage, wie die ursprüngliche Form des neuen Christentums, die im Laufe der Zeit nach der Weihnachtstagung korrumpiert und juristisch verlassen wurde zeit- und geistgemäss wiederhergestellt werden kann als Vorbereitung für das nächste, sechste Kulturzeitalter beginnend etwa im 4. Millennium. Als die Frucht meiner Bemühungen der letzten fast 20 Jahre um, sowohl in Dornach als in Holland die Anthroposophische Gesellschaft der Weihnachtstagung zu erneuern in Dienst dieses zukünftigen Manichäischen  wahren Christentums,  wird mit diesem Antrag  eine Zielsetzung ins Auge gefasst, die meiner Auffassung nach völlig übereinstimmt mit dem was Rudolf Steiner beabsichtigt hat, und die darum für Hochschul- und heutige Vorstandsmitglieder nicht einfach freilassend sein kann, da sie immerhin eine Freiheitspflicht übernommen haben in Übereinstimmung mit der Leitung der Freien Hochschule zu handeln, also mit Rudolf Steiner selber oder seinem Werk, da er keine Nachfolger ernannt hat. Was indessen offen und frei bleibt, sind die gemeinsam zu vollziehende Schritte, die zu diesem Ziel führen sollen.


NACHBEMERKUNG UND QUELLENNACHWEIS

Dieser  Antrag schließt erstens an meine 19 (alle vom Tisch gewischte) Anliegen und Anträge[12] an die von Paul Mackay fehlgeleitete außerordentliche Mitgliederversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft am Weihnachten 2002 am Goetheanum in Dornach, zweitens schließt er an den (durch den Vorstand unrechtmäßig abgewiesenen) Antrag an die Generalversammlung von 2018 „Über Trümmern Vertrauen – Zum Wiedergewinn des realen Bodens worauf wir bauen können“, der mich nicht aussprechen ließ,  drittens an den  Antrag an die Generalversammlung vom 2019  Zur Befreiung vom gemischten König am Goetheanum  und Reetablierung der Anthroposophischen Gesellschaft“, die schon am Anfang einem Nicht-Antretens-Antrag zustimmte, wodurch  alle Diskussion verhindert wurde, viertens an meinen Text „Die Weihnachtstagung als eine zeitgeschichtliche Metamorphose des Mysteriums von Golgotha und ihre Verwirklichung als ewige Aufgabe“ für die im Herbert Witzenmann Zentrum während der Weihnachtstagung 2018 am Goetheanum durchgeführte Arbeitsgruppe „100 Jahre Weihnachtstagung 1923“.
            Außerdem schließt der Antrag an die 8 Anträge an, die ich zwischen 2012 und 2017 an die Generalversammlungen der Anthroposophischen Gesellschaft in den Niederlanden gestellt habe, wo ich zweimal (vergeblich) als Kandidat des ersten Vorsitzenden kandidiert habe.
            Im Jahre 2012 geschah dies mit dem „Wahlprogramm“: “De mensheidsrepresentant centraal stellen” („Dem Menschheitsrepräsentanten Zentralstellen“)  und im Jahre 2014 unter dem Motto: “De Antroposofische Vereniging in Nederland als lichamelijkheid van het nieuwe christendom” (Die Anthroposophische Gesellschaft in den Niederlande als Leiblichkeit des neuen Christentums“). Die anderen 6 Anträge, worunter der vom Jahre 2015 unter dem Thema: “In navolging van Christus- Het grondvesten van Gods Rijk op Aarde middels het realiseren van de statuten van de Antroposofische Vereniging” (Zur Nachfolge Christi – Die Gründung des Reich Gottes auf Erde mittels der Verwirklichung der Statuten der Anthroposophischen Gesellschaft“) sind auf dem Blog “100 Jahre Kerstbijeenkomst 1923” („100 Jahre Weihnachtstagung 1923“) zu lesen.
           
All dieser Anträge und diesen Anliegen wurde von der gesamten anthroposophischen Presse sowohl in der Schweiz, Deutschland und Holland totgeschwiegen, wie im Allgemeinen mein ganzes Werk. Dasselbe Bild ergibt sich für die ins Englische und Holländische übersetzten Fassungen dieser und andere Texte in der Englisch-sprechenden Welt. Ich bin inzwischen 80 Jahre alt geworden und hoffe, dass mit der neuen Leitung am Goetheanum, dieses trauriges Bild sich etwas zum Guten ändern wird und dass ich, nach Vermögen, bis 2023 noch etwas beitragen um kann die Jahrhundertfeier des Weihnachtstagungsimpulses auf eine wahrhaftige und würdige Art und Weise mitzugestalten. 




[1] Diese Prinzipien-Studie wurde übersetzt ins Englische auf http://charter-of-humanity.blogspot.nl  und ins Niederländische auf http://handvest-der-menselijkheid.blogspot.nl
[2] Auch diese Gestalten oder Verwalten-Studie wurde übersetzt ins Englische auf http://create-or-administrate.blogspot.nl und ins Niederländische auf http://www.willehalm.nl/fonds/vormgevenofbeheren.htm
[3] Die 12 Kapitel und das Nachwort dieses Buches Anthroposophische Betrachtungen über das Neue Testament wurde ins Holländische übersetzt und unter dem Motto „Gods rijk op aarde realiseren - De antroposofische beweging als het Nieuwe Christendom“ („Das Rech Gottes realisieren – Die anthroposophische Bewegung als das neue Christentums“ im Vorjahr von 2019 im Ita Wegmanhaus und in der Bibliothek des Willehalm Instituts zu Amsterdam mit Einführungen vorgelesen (Siehe https://het-nieuwe-christendom.blogspot.com/2019/02/gods-rijk-op-aarde-realiseren-de.html). Dies geschah nachdem das Buch Anthroposophische Betrachtungen über das Alte Testament von Valenti Tomberg schon im Vorjahr von 2014 unter dem Motto „Het Nieuwe Christendom ter herkerstening van de  Lage Landen“ („Das neue Christentum zur Neuevangelisation der Niederlanden“)  übersetzt und mit Einführungen vorgelesen wurde in der Schlosskapelle von Oud-Zuylen bei Utrecht und Online gesetzt wurde. (Siehe: https://het-nieuwe-christendom.blogspot.com/2014/06/het-nieuwe-christendom-ter.html), und nachdem im Vorjahr von 2015 erstmals die 12 Übersetzungen  der Anthroposophischen Betrachtungen über das Neue Testament und danach die drei Anthroposophische Betrachtungen über die Apokalypse in der Bibliothek des Willehalm Instituts ebenfalls mit Einführungen vorgelesen, diskutiert und Online gesetzt wurden. (Siehe: http://Jezus-van-Nazareth.blogspot.nl und http://Tomberg-over-de-Apocalyps.blogspot.nl; für ein Übersicht und die Einführungen siehe: http://het-nieuwe-christendom.blogspot.nl). 
[4] Dass dieser Weihnachtstagungsimpuls, wie von vielen Konstitutionsforschern des Öfteren behauptet wurde und wird, endgültig gescheitert sei, ist genauso unsinnig wie zu behaupten, das Mysterium von Golgotha und die Stiftung des Reich Gottes von Freiheit und Liebe auf Erde durch Christus Jesus sei ebenfalls misslungen, weil immerhin das Christentum anscheinend gar nicht verwirklicht wurde. Dieses wurde, wie gezeigt, von Rudolf Steiner durch die Weihnachtstagung erneuert und harrt der Verwirklichung durch die Seinigen. Dazu möchte dieser Antrag anregen und beitragen. 
[5] Man könnte meinen, dass diese Form nicht diejenige Form ist, die Rudolf Steiner mit der Weihnachtstagung beabsichtigt hat, denn im obigen Zitat ist nicht die Rede von ihm, sondern von Mani, dessen geistige Arbeitsweise Rudolf Steiner in diesem Vortrag wie folgt charakterisiert: (GA 93, S. 73): „Mani ist es, der diejenige Stufe der menschlichen Seelenentwicklung vorbereitet, die das eigene seelische Geisteslicht sucht. Alles, was von ihm herrührt, war ein Berufen auf das eigene Geisteslicht der Seele und das war zugleich ein entschiedenes Aufbäumen gegen alles, was nicht aus der Seele, aus der eigenen Beobachtung der Seele kommen wollte. Schöne Worte rühren von dem Mani her und sind das Leitmotiv seiner Anhänger zu allen Zeiten gewesen. Wir hören: Ihr müßt abstreifen alles dasjenige, was äußere Offenbarung ist, die ihr auf sinnlichem Wege erhaltet! Ihr müßt abstreifen alles, was äußere Autorität euch überliefert; dann müßt ihr reif werden, die eigene Seele anzuschauen!“
                Diese Arbeitsweise trifft aber auch genau auf  Rudolf Steiner zu in Bezug auf sein Hauptwerk Die Philosophie der Freiheit mit dem Untertitel „Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode“.
                Und dies ist ebenso die Arbeitsweise von Herbert Witzenmann, womit er sein ganzes Werk aufgebaut hat und somit auch seine zwei obengenannten Sozialästhetischen Studien.
[6] Am 27. Dezember 1923 beschreibt Rudolf Steiner diese Aufgabe folgendermaßen: „Der Zentralvorstand wird als seine Aufgabe lediglich die Realisierung der Statuten zu betrachten haben; er wird alles zu tun haben, was in der Richtung der Realisierung der Statuten liegt. Und damit  ist eine große Freiheit gegeben. Aber zugleich weiß man auch, was man an diesem Zentralvorstand hat, denn man hat die Statuten und kann aus ihnen ein vollständiges Bild gewinnen von dem was er jemals tun wird. Dadurch ist auch die Möglichkeit geschaffen, überall auf realem Boden zu stehen, wo solche Vereinigungen entstehen, wie zum Beispiel der Goetheanum-Bauverein. Und es wird in den nächsten Tagen die Aufgabe sein, zwischen dem Vorstand, der sich gebildet hat, und dem Goetheanum-Bauverein die entsprechende Relation zu bilden.“ Dieses „vollständiges Bild“ hat eben Herbert Witzenmann in den obengenannten Studien gewonnen, wie auch wie „die entsprechende Relation“, zwischen dem Bauverein und der Anthroposophischen Gesellschaft als eine Relation zwischen dem Gestalten und Verwalten zu verstehen und zu bilden sei.
[7] Dieses Motto lautet: „In Liebe wollend sich der Welt verbinden – Wie können wir gesundend für Mensch und Erde wirken?“
[8] „Die Gesellschaft verfolgt ihre Aufgaben und Ziele nach dem ihr von Rudolf Steiner vorgeschlagenen und bei der Gründungsversammlung am 28. Dezember 1923 von den Mitgliedern einstimmig angenommenen Gründungsstatut.“ Broschüre der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft (Dornach, 2017, S. 9).
[9] Im dritten Band Die geistige Persönlichkeit Herbert Witzenmann – Ein Beitrag zur europäischen Kulturgeschichte dieser Trilogie (Basel, 2017) hat Savoldelli entdeckt, dass es eine tiefe seelisch-geistige Verwandtschaft besteht zwischen  dem Lebenswerk von Alanus ab Insulis, dem hervorragenden Leiter der platonischen Schule von Chartres, und dem Lebenswerk Herbert Witzenmanns, ohne dabei von einer eigentlichen Reinkarnation zu sprechen. Auf Grund meiner Studie des Hauptwerkes von Alanus Der Anticlaudianus oder die Bücher von der himmlischen Erschaffung des neuen Menschen, übersetzt und eingeleitet von Wilhelm Rath, und meiner Kenntnis als Übersetzer mancher Werke von Herbert Witzenmann ins Englische und Niederländische, bin ich inzwischen zur Auffassung gekommen, dass es sehr wohl sein kann, dass hier die gleiche Individualität am Werke war und als solche, aber bis jetzt fast unerkannt, an die von Rudolf Steiner vorausgesagte Kulmination der Anthroposophie am Ende des vorigen Jahrhunderts wesentlich beigetragen hat.
[10] Dieses Kapitel ist Online erhältlich: http://das-seminar.ch. Im Antrag „Über Trümmern Vertrauen“ habe ich diesen sozialästhetischen Verlust in der Anthroposophischen Gesellschaft wie folgt zusammengefasst: „Dies ist der Fall bei 3 von den 4 sich nach außen wendenden Statuten (d. h. 5, 9 und 13), die im Sinne einer Gesellschaft von freien Geistern ihre Motive darstellen und zusammenhängen mit dem Geist-Erschauen. Ebenfalls ausgeschaltet oder nicht realisiert worden sind 6 von den 7 Mittebildenden Statuten   (d. h. 4,6,8,10,12 und 14), die zusammenhängen mit dem Geist-Besinnen und alle Gesellschaftsorgane darstellen (wie z.B. die Jahresversammlung, wo Zentrum und Peripherie zusammenkommen sollen). Unbeschädigt sind zwar die sich nach innen wendenden Statuten (3,7,11 und 15), die zusammenhängen mit dem Geist-Erinnern und allemal Menschen repräsentieren (die 700 bis 800 Teilnehmer der Weihnachtstagung, Rudolf Steiner selber, die künftigen Mitglieder der Arbeitsgruppen und den Gründungsvorstand). Aber diese Triebfederartige Statuten können mit den fast allen aufgehobenen Motivartigen Statuten nicht vereinigt werden, weil fast alle Mittebildenden Statuten nicht mehr funktionsfähig sind. Dadurch kann eine Gesellschaftshandlung im Sinne der Philosophie der Freiheit, dass eine Handlung die Vereinigung von Triebfeder und Motiv ist, kaum mehr zustande kommen, da „der reale Boden“ [Rudolf Steiner] auf dem wir arbeiten sollen, weitgehend eingestürzt ist.
                In diesem stufenweisen Verlust der Wirksamkeit der sozialorganischen Konstitution der Anthroposophischen Gesellschaft wurde am allerersten in den 70er Jahren das Allerwichtigste der Ich-Organen der Gesellschaft, die Mitte der Mitte, also der Paragraph 8 mit dem moralischen Schutzvermerk der Freien Hochschule im Zusammenhang mit der zog. Bücherfrage ausgeschaltet. Dies verursachte ein Schisma zwischen Herbert Witzenmann und seinen Vorstandskollegen. (Mehr darüber ist u.a. nachzulesen in Witzenmanns Studie über die "Prinzipien".)
                Später eingefügter Zusatz: Ein weiteres Beispiel dieser konstitutiven Zerstörung der Mittebildenden Säule ist die Tatsache, dass der Vorstand unter der Leitung von Bodo von Plato das Nachrichtblatt vor einigen Jahre abgeschafft und ersetzt hat durch dem Monatsheft „Anthroposophie Weltweit“. Dies ist eine Verletzung des Paragraphen 14: „Gesellschaftsorgan ist das ‚Goetheanum‘, das zu diesem Ziel mit einer Beilage versehen wird, welche die offiziellen Mitteilungen der Gesellschaft enthalten soll. Diese vergrößerte Aufgabe des ‚Goetheanum‘ wird nur an die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft abgegeben.“ Rudolf Steiner hat bei seinem Kommentar dazu an der Weihnachtstagung das Beispiel von zentrifugale und zentripetale Kräfte der Blutzirkulation verwendet, also der fortwährende Verkehr zwischen dem Vorstand am Goetheanum als Zentrum und die Mitgliedschaft in aller Welt als Peripherie. Er sagte: ‚Dadurch kommen wir zu einer völlig freien, auf freien Verkehr beruhenden Konstitution der Anthroposophische Gesellschaft.‘ Glücklicherweise wurde durch die Mitglieder selber versucht diese Lücke einigermaßen zu füllen:  Im deutschen Sprachraum durch u.a. Roland Tüscher mit „Ein Nachrichtenblatt (ein.nachrichtenblatt@startmail.com)“ und im englischen Sprachraum durch Thomas 'O Keefe mit „Deepening Anthroposophy“ (Online zu beziehen auf (deepening@use.startmail.com, allerdings nicht mehr regelmäßig erscheinend)“
[11] Die meisten so nicht alle mir bekannten Konstitutionsforscher verneinen diese konkludente Fusion lauter auf Grund von (juristischen) Dokumenten und nicht auf Grund von (aktiver) Teilnahme an der Generalversammlungen und sonstigen Veranstaltungen der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, dabei das seelisch-geistige Gesellschaftsleben am Ort und Stelle vernachlässigend.  
[12] Siehe “Schauplatz Goetheanum” auf www.willehalm.nl im Archief

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